Heiße Debatte: Neues Gesetz soll das Rauchen in Gaststätten komplett verbieten

Foto: Kristýna Maková, Radio Prag

Rauchen gefährdet die Gesundheit. Es ist Ursache für viele Erkrankungen und kann bei ungezügeltem Genuss auch zum Tod führen. Diese schon längst nicht mehr neuen Erkenntnisse werden dieser Tage in Tschechien wieder verstärkt diskutiert. Hintergrund der Debatte ist ein seit Jahresbeginn von Gesundheitsminister Leoš Heger angekündigter Gesetzentwurf, der unter anderem ein vollständiges Rauchverbot in Restaurants vorsieht. Im April will Heger den Entwurf nun dem Kabinett vorlegen.

Foto: Kristýna Maková,  Radio Prag
Der Besuch eines Restaurants sollte eigentlich ein angenehmes Erlebnis sein. Das kann jedoch schnell getrübt werden, wenn dort Raucher und Nichtraucher unmittelbar aufeinandertreffen. Gesundheitsminister Heger machte jüngst in einer TV-Debatte klar, wer von seinem Gesetzentwurf vor allem profitieren soll:

„Für uns ist es am wichtigsten, die Nichtraucher zu schützen und alle Möglichkeiten auszuloten, um Jugendliche vom Nikotin fernzuhalten. Um sie vom Rauchen abzuhalten, werden wir verschärfte Vorschriften zum Verkauf von Tabakwaren machen. Dazu gehört auch ein Verbot von Zigarettenautomaten, das wir im Entwurf verankern wollen.“

Das Vorhaben, der Jugend den Zugang zu Tabakwaren zu erschweren, ist durchaus begründet: Erhebungen zufolge sind bereits etwa 20 Prozent der 15-Jährigen regelmäßige Raucher.

Ein generelles Rauchverbot in Gaststätten stößt jedoch auf relativ wenig Gegenliebe, zumal die Gaststättenbetreiber einer früheren Verordnung zufolge bereits für eine Trennung von Rauchern und Nichtrauchern sorgen müssen. Der Vorsitzende des tschechischen Gaststätten- und Hotelverbandes, Václav Stárek, beruft sich auf eine Umfrage:

Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International
„Das Ministerium behauptet, die Nichtraucher schützen zu wollen. Anhand unserer Umfrage wissen wir, dass 60 Prozent aller Restaurants in Tschechien entweder Nichtraucher-Gaststätten sind oder abgetrennte Räumlichkeiten für Raucher haben. Das heißt, der Schutz der Nichtraucher ist gewährleistet.“

In die Debatte mischen sich mittlerweile auch verstärkt die Verbraucher selbst ein. Eine Raucherin sagte dazu:

„Ich würde das Rauchen nicht überall verbieten. Ich würde es in Bars und Kneipen erlauben, nicht aber in Restaurants. Dort hat es nichts zu suchen.“

In ihrer Praxis hat die anerkannte Fachärztin Eva Králíková Tag für Tag mit nikotinsüchtigen Patienten zu tun. Sie duldet daher keine Kompromisse:

„Ich denke nicht, dass die bisher gegen das Rauchen getroffenen Maßnahmen ausreichend sind. Es ist eine Tatsache, dass durch Tabakkonsum heute doppelt soviel Menschen getötet werden wie durch Aids. Der Urheber für die Epidemie sind Zigaretten, genauso wie der HIV-Virus Aids hervorrufen kann.“

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Um auf die Gefahren des Rauchens noch einmal deutlich zu machen, ist Eva Králíková jetzt auch mit neuen Zahlen an die Öffentlichkeit getreten. Denen zufolge sterben jährlich etwa 18.000 tschechische Bürger an den Folgen des Rauchens. Die meisten Menschen sterben an Krebs, etwa 8.000 Tschechen erliegen dieser Krankheit. Weitere 7.000 Menschen sterben an Herz- und Gefäßkrankheiten.

Gaststätten- und Hotelverbandschef Stárek schlägt deshalb vor, von staatlicher Seite mehr Geld in präventive Kampagnen gegen das Rauchen zu investieren. Für den Werbeexperten Daniel Köppl aber haben diese Kampagnen keinen allzu großen Effekt. Seiner Meinung nach sei es sogar erwiesen, dass Jugendliche in Tschechien immer gerade das ausprobieren wollten, was verboten sei. Er empfiehlt daher:

„Das, was junge Leute vom Rauchen abhalten kann, ist die Erziehung in der Familie. Dort sehe ich den Hauptansatzpunkt zur Lösung des Problems. Eltern sollten ihren Kindern klar machen, dass sie in ihrem Alter nicht zu rauchen haben.“

Der Kampf gegen den frühen und zu hohen Nikotinkonsum muss folglich auf allen Ebenen geführt werden.