Rauchgegner in der Defensive?

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Die tschechische Regierung hat am Mittwoch einen Gesetzesentwurf zur Einschränkung des Rauchens an öffentlichen Plätzen abgelehnt. Und auch in einer Kleinstadt im Landkreis Vysocina drehte sich in den letzten Tagen alles um den blauen Dunst. Gerald Schubert berichtet:

In der 9000 Einwohner zählenden Gemeinde Bystrice nad Pernstejnem herrschte noch vor wenigen Tagen helle Aufregung um einen Beschluss von Bürgermeister Josef Novotný: In allen öffentlichen Gebäuden, die im Besitz der Stadt sind, setzte Novotný ein striktes Rauchverbot durch. Und zwar auch dort, wo private Betreiber am Werk sind. Also etwa in Gasthäusern, die ihr Lokal von der Stadt gepachtet haben.

"Einer der Hauptgründe dafür ist, dass bei uns die Kinder schon in der Schule rauchen - in der Mittelschule etwa schon die Hälfte aller Mädchen! Und die Propaganda für das Rauchen verführt immer weitere Jugendliche", so Novotný.

Die neuen Bestimmungen zeigten schnelle Wirkung: Der Betreiber des größten Restaurants am Platz hatte sofort mit einem massiven Ausbleiben der Gäste zu kämpfen:

"Wenn das Verbot nicht abgeschafft wird, werde ich zusperren müssen", meinte er.

Der streitbare Bürgermeister aber hat auch auf staatlicher Ebene einflussreiche Mitstreiter im Kampf gegen das Rauchen. Etwa den christdemokratischen Abgeordneten Josef Janecek. Dieser hatte der Regierung einen Gesetzesentwurf vorgelegt, in dem er den Zigarettengenuss an allen öffentlichen Orten verbieten will. Also nicht nur in Gasthäusern, sondern auch auf Sportplätzen oder an Bushaltestellen. Die Vorsitzende des Gastgewerbe-Unternehmerverbandes, Mirka Luprichová, sieht die Raucher durch den Gesetzesvorschlag diskriminiert:

"Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, zu wählen. Wenn jemand will, dann kann er in ein Nichtraucher-Restaurant gehen, oder in ein Restaurant, das getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche hat. Aber in den kleinen Wirtshäusern auf dem Land? Dort sind doch Bier und Zigaretten eindeutig mit unserem Naturell verbunden!"

Vorerst kann Luprichova beruhigt sein: Im Kabinett fand der Anti-Raucher-Entwurf am Mittwoch keine Unterstützung. Nach der Sitzung sagte Handelsminister Milan Urban:

"Ich bin selbst Raucher, und in dieser Sache bin ich nicht besonders modern. Das letzte Wort wird natürlich erst das Abgeordnetenhaus haben. Wenn der Vorschlag angenommen werden sollte, dann wird uns Rauchern nichts anderes übrig bleiben, als dieses Gesetz zu respektieren."

Durch den Kabinettsbeschluss wurde aber genau das ein wenig unwahrscheinlicher. Übrigens: Auch für Bürgermeister Novotný aus der Gemeinde Bystrice nad Pernstejnem hat sich der Anti-Raucher-Feldzug nicht gelohnt. Er wurde am Dienstag vom Stadtrat abberufen.