Hochschule im Streik: Literaturstudenten protestieren gegen deutschen Eigentümer
Private Hochschulen gibt es viele in Prag. Gegen mehr oder weniger hohe Studiengebühren versprechen sie bessere Betreuung und höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als die staatlichen Universitäten. Nicht besonders gut läuft es derzeit für die Literarische Akademie (Literární akademie). Studenten und Hochschullehrer sind in den Streik getreten. Sie stören sich an den wirtschaftlichen Interessen des deutschen Eigentümers und wollen den Umbau vom Literaturinstitut zu einer beliebigen Privatschule verhindern.
„Wir streiken, weil Herr Doležal in seiner Funktion nicht kompetent ist. Er verzögert die Ausbezahlung der Löhne für die Hochschullehrer, und auch gegenüber den Studenten hat er Rechnungen nicht ausbezahlt oder Verträge nicht eingehalten.“
Weitere Vorwürfe gegen Doležal lauten, er sei arrogant und würde nicht mit den Studenten und Dozenten kommunizieren. Doch die Kritik entzündet sich nicht allein am Personal. Die Gesamtkonzeption der Hochschule sei in Gefahr, sagen die Streikenden. Es stehen Befürchtungen im Raum, dass Literatur bald nicht mehr im Mittelpunkt des Lehrplans stehen könnte. Eine Dozentin der Literaturakademie:
„Wir können hier überhaupt keine Vision für die weitere Entwicklung erkennen. Die Bemühungen, hier neue Fächer wie Gesundheitsmanagement oder Sozialdienstleistungen einzuführen sind mit unseren künstlerischen Fächern überhaupt nicht zu vereinbaren und stehen im Widerspruch zum Namen dieser Institution.“
Bislang gibt es an der Hochschule die Fächer Literarisches Schreiben und Mediale Gestaltung. Für die verschiedenen Master- und Bachelorstudiengänge müssen die Studenten im Jahr umgerechnet etwa 2000 Euro bezahlen, ab Herbst steigen die Gebühren. Seit die Hamburger Firma „Educationpartner“ im Jahr 2012 vom Mehrheitseigner zum alleinigen Besitzer aufgestiegen ist, wurde umstrukturiert. Die frühere Leitung hat der Schule seither den Rücken gekehrt. Der viel gescholtenen Geschäftsführer Doležal ist seit 2013 im Amt. Er stellt sich nun hinter seinen Arbeitgeber aus Hamburg, denn der müsse schließlich auf die Kosten schauen:
„Wir sind eine kleine Institution. Das heißt, wir sind wirtschaftlich nicht immer völlig stabil, manchmal ist es für uns kompliziert mit den Finanzen. Bisher haben wir aber alle Verpflichtungen gegenüber dem Lehrpersonal eingehalten. Doch es ist eine Tatsache, dass wir bislang zu wenige Fächer und auch zu wenige Studenten haben, um als Institution stabil zu sein. Wir brauchen die Weiterentwicklung, und damit auch neue Fächer.“Ein erstes Treffen zwischen einem Streikausschuss und Geschäftsführer Doležal ist am Montag ergebnislos verlaufen. Ein zweites Gespräch ist für Mittwoch anberaumt. Zur Sprache kommen dürfte dabei auch die Abberufung des Rektors Petr Kaňka. Der hatte sich im vergangenen Jahr noch hinter die Einführung neuer Fächer gestellt. Nun wird jedoch vermutet, dass er sich gegen die Pläne des Investors ausgesprochen hat und deshalb gehen musste. Die Firma Educationpartner aus Hamburg war am Mittwoch nicht zu einer Stellungnahme bereit.