Schulstreik fürs Klima: Fünf Jahre Fridays for Future in Tschechien

Genau vor fünf Jahren fand in Tschechien der erste Schulstreik für das Klima statt. Wo steht Fridays for Future hierzulande heute?

Foto: Univerzity za klima

Es ist der 15. März 2019. Vor dem tschechischen Regierungsamt in Prag gehen Schüler auf die Straße, um für effizientere Klimaschutzmaßnahmen und eine Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zu protestieren. Aber nicht nur in Prag, sondern auch in Brno / Brünn, Liberec / Reichenberg und České Budějovice / Budweis schließen sich Schüler dem globalen Klimastreik von Fridays for Future an. Es ist das erste Mal, dass sie hierzulande den Unterricht sausen lassen, um für das Klima zu protestieren. Von insgesamt 2000 Teilnehmern ist später die Rede.

Fünf Jahre später ist es in Tschechien eher ruhig geworden um die Klimabewegung der Jugendlichen. Wo steht Fridays for Future heute?

„Es hat sich zum Beispiel die mediale Abdeckung geändert. 2019 war die Bewegung überall zu sehen. Heute ist das Interesse deutlich geringer“, sagt Jan Krajhanzl, Sozialpsychologe und Umweltwissenschaftler an der Masaryk-Universität in Brünn. Aber worin liegt das gesunkene Interesse der Öffentlichkeit begründet?

„Die Entwicklung von Fridays for Future ist ähnlich wie die von anderen Initiativen, etwa von Milion chvilek pro demokracii (Eine Million Augenblicke für die Demokratie, Anm. d. Red.). Es gibt einen Moment, in dem diese Organisationen aufblühen und neue Themen in die politische Debatte einbringen. Aber es ist schwer, diese Spannung über die weiteren Jahre aufrechtzuerhalten.“

Doch auch wenn die Klima-Protestanten in Tschechien heute womöglich weniger gehört werden als vor fünf Jahren, schmälere das ihre Verdienste nicht, meint der Psychologe. So hätten die Schüler etwa auch die Bevölkerung motiviert, an den Europawahlen teilzunehmen. Und nicht zu guter Letzt habe Fridays for Future dazu beigetragen, dass sich die jungen Menschen auch hierzulande nicht machtlos fühlten, sondern ihren Ansichten eine Stimme verliehen.

Dennoch stellt sich fünf Jahre nach der Gründung die Frage: Braucht es Fridays for Future überhaupt noch? Nicht zwingend, meint Jan Krajhanzl:

„Die Bewegung hat das Thema Klimawandel großgemacht und die Menschen überzeugt, die sowieso schon auf ihrer Seite standen. Dies zeigen auch die Umfragedaten. Wir müssen heute aber eine breitere Bevölkerung in Tschechien ansprechen – also auch diejenigen, die nicht so begeistert sind von Greta Thunberg und ihren Ansichten. Dafür sind neue Botschafterinnen und Botschafter notwendig, die verantwortungsbewusst und kompetent zu den Themen sprechen können.“

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Diese Botschafter könnten laut dem Forscher etwa Bürgermeister sein, Geschäftsleute oder Experten aus verschiedensten anderen Bereichen wie etwa Wissenschaft und Technik.

Aber wie schätzt der tschechische Ableger von Fridays for Future heute selbst seine Rolle ein – nachdem die Protestanten von einst längst die Schulen verlassen haben? Zum fünfjährigen Jubiläum veranstaltete die Organisation am Freitag erneut eine Kundgebung in Prag. Auf der sprach auch Petr Doubravský, der 2019 die erste Demonstration mitorganisierte. Vor fünf Jahren sei den Menschen in Tschechien klargeworden, dass man die Klimakrise nicht ignorieren dürfe, so Doubravský. Einige Politiker im Land hätten dies aber bis heute nicht realisiert, sagte der junge Mann bei der Demonstration. Fridays for Future will eigenen Angaben zufolge deshalb sein Engagement in Tschechien fortführen.

Autoren: Ferdinand Hauser , Pavlína Nečásková
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