Klima-Demo: Tschechische Schüler stellen Ultimatum

Foto: ČTK / Václav Šálek

Am vergangenen Freitag sind erstmals auch in Tschechien die Schülerinnen und Schüler auf die Straße gegangen. Sie kämpfen wie ihre Altersgenossen in anderen Teilen der Welt für mehr Klimaschutz. „Fridays for Future“ heißt die Aktion. Der tschechische Nachwuchs hat den Politikern des Landes nun zwei Wochen Zeit gegeben, um Klimagespräche aufzunehmen. Andernfalls wollen die Jugendlichen erneut demonstrieren.

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Schülerinnen und Schüler zogen zur Kundgebung auf den Kleinseitner Ring  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
Am meisten waren es in Prag: Rund 2000 Schülerinnen und Schüler zogen am Freitagvormittag in der Landeshauptstadt zur Kundgebung auf den Kleinseitner Ring. Mehrere Monate lang war die Demo vorbereitet worden. Dennoch werkelten einige noch in letzter Minute an den Details

„Ich mache gerade ein Transparent. Darauf soll stehen: ‚Kein vernünftiges Wesen zerstört den Ort, an dem es lebt‘“, sagte etwa Jirka.

Auch anderswo hieß es Straße anstatt Schulbank, so in Brno / Brünn, Plzeň / Pilsen, Liberec / Reichenberg oder České Budějovice / Budweis, aber ebenfalls in kleineren Städten wie Rakovník oder Pelhřimov. Einer der Organisatoren des Protests ist Petr Doubravský:

„Wir wollen erreichen, dass die Politiker endlich tätig werden, dass sie den Wissenschaftlern zuhören und beginnen das zu machen, was die Experten als notwendig erachten. Sie sollen die Treibhausgasemissionen senken und am Kohleausstieg arbeiten.“

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Kohle hat weiterhin einen hohen Anteil am tschechischen Energiemix. Die letzten Zahlen liegen für 2017 vor. Demnach wurden fast 44 Prozent des elektrischen Stroms hierzulande in Braunkohlekraftwerken produziert, dazu kamen über fünf Prozent aus Steinkohle.

Bisher ist der Plan, vor allem die Atomenergie auszubauen. Doch am Freitag beim Protestmarsch sagte Petr Doubravský:

„Tschechien vernachlässigt komplett das Potenzial alternativer Energiequellen. Wir sind in Europa der größte CO2-Produzent pro Kopf und machen nicht genug, um das zu ändern.“

Rund einhundert tschechische Wissenschaftler haben eine Erklärung unterschrieben. In dieser unterstützen sie die Jugendlichen in ihrem Protest. Pavel Jungwirth ist Biochemiker an der Akademie der Wissenschaften. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen sagte er:

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„Wir haben das Pariser Klimaabkommen unterschrieben und sollten nun unseren Verpflichtungen auch nachkommen. Es ist nicht so, dass gar nichts geschieht. Aber wie die Schüler sagen: Es geht zu langsam voran. Denn wir haben ja kaum Zeit. Die Schüler treten uns nun in den Hintern, um es umgangssprachlich zu sagen, und wir sollten uns endlich bewegen.“

Und die Jugend macht mächtig Druck. Sie hat den tschechischen Politikern nun eine Art Ultimatum gestellt.

„Wir fordern von ihnen eine Garantie, dass sie das Maximale unternehmen um zu verhindern, dass sich die Erde um 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt. Zudem wollen wir eine Garantie, dass sie die Treibhausgasemissionen reduzieren und auf die Wissenschaftler hören. Falls die Politiker binnen zwei Wochen unseren Forderungen nicht nachkommen, gehen wir wieder auf die Straße“, so Veronika Zemanová, Mitorganisatorin des Protests.

Richard Brabec  (Foto: ČT24)
Umweltminister Richard Brabec reagierte am Freitag sowohl auf die Demonstrationen als auch auf die Forderungen. Es sei wunderbar, dass sich die jungen Menschen für die Zukunft unseres Planeten interessierten, sagte der Ano-Politiker. Zugleich dämpfte er aber die Hoffnungen auf eine schnelle Wende:

„Es ist nicht realistisch, die fossilen Brennstoffe komplett gegen alternative Energieträger auszutauschen. Wir verändern den Energiemix, aber ein grundlegender Wandel dauert länger als fünf, zehn oder zwölf Jahre.“

Laut Brabec kann Tschechien bis 2030 die Treibhausgasemissionen maximal um 45 Prozent reduzieren, bis 2050 dann um 80 Prozent. Es scheint, als würden die Schülerinnen und Schüler auch hierzulande nun regelmäßig am Freitag auf die Straße gehen – so wie ihr schwedisches Vorbild Greta Thunberg, die das seit August vergangenen Jahres macht.