Hochschulen wollen endlich Geld und keine leeren Versprechungen

Promotion an der Karlsuniversität in Prag

Der Staatshaushalt - dessen Aufstellung und Durchsetzung heißt nichts anderes als Verteilungskampf. Und bei diesem wollen die tschechischen Hochschulen nicht länger immer nur das fünfte Rad am Wagen sein. Deshalb stehen sie in Streikbereitschaft und haben eine Verschärfung des Protestes angekündigt, wenn sie nicht endlich gebührend berücksichtigt werden. Lothar Martin berichtet.

Die tschechischen Hochschulen sind sauer. Und zurecht. Mehrfach haben sie ihre Probleme vorgetragen, aufgrund spartanischer staatlicher Zuwendungen nicht in der Lage zu sein, den Strukturwandel bei den Studienprogrammen einschließlich der dafür notwendigen modernen Ausstattung vollziehen zu können - doch nichts geschah. Noch im Frühjahr waren ihnen vom Schulministerium dringend benötigte zwei Milliarden Kronen versprochen worden für den Fall, dass sie wieder zahlreicher Menschen die Gelegenheit bieten, zu studieren. Daraufhin wurden im Sommer rund 10.000 Studenten mehr aufgenommen, doch das versprochene Geld blieb aus. Daher forderte die Rektorenkonferenz bereits den Rücktritt von Schulminister Eduard Zeman und malte das düstere Bild vom Niedergang des Hochschulwesens, da die besten Lehrer und Professoren gegebenenfalls viel lieber in die Wirtschaft gehen.

Nun hat Schulminister Zeman hoch und heilig versprochen, dass die zwei Milliarden Kronen im zweiten Regierungsentwurf berücksichtigt würden, den das Kabinett nach dem Scheitern des ersten am Donnerstag im Parlament jetzt binnen 20 Tagen erstellen muss. Nur woher nehmen, dazu wusste Zeman nichts zu sagen. Vielmehr verwies er auf seinen Namensvetter, Premier Milos Zeman, dem das Recht zustehe, sich nach schwierigen politischen Verhandlungen als erster zu solchen Fragen äußern zu dürfen.

Kein Wunder, dass den Hochschulverantwortlichen der rechte Glaube daran fehlt, dass es die Regierung diesmal ernst meint. Die Rektorin der Palacký-Universität in Olomouc/Olmütz, Jana Macáková, drückt aus, was Hochschullehrer und Studenten von dieser Ankündigung halten: "Ich denke, wir werden das sehr aufmerksam verfolgen, ob das nicht nur wieder ein Versprechen ist, sondern inwieweit es eingehalten wird. Bis zu dem Augenblick, wo der verabschiedete Haushalt bekannt gemacht wird und wir erfahren werden, welche Zuwendung den öffentlichen Hochschulen dabei zuteil wird, werden wir an unserer Hochschule in Olomouc in einer gewissen Streikbereitschaft verbleiben."

Dieser Streikbereitschaft in Olmütz, die auch den Ausfall von Studieneinheiten zugunsten von Diskussionsforen zum Brennpunktthema beinhaltet, haben sich mittlerweile mehrere Universitäten und Hochschulen des Landes angeschlossen. Denn in einem sind sie sich alle einig: wenn nicht endlich etwas Entscheidendes passiert, dann droht dem tschechischen Hochschulwesen der Kollaps.