Hochwasser in Südmähren: Evakuierung der Menschen verlief problemlos

Foto: CTK

Langsam aber sicher beginnen sich die Menschen in Tschechien, die in niedrigen und flussnahen Gebieten des Landes wohnen, daran zu gewöhnen, dass sie mit der ständigen Gefahr eines Hochwassers leben müssen. Insbesondere im südlichsten Landesteil, der Grenzregion zu Österreich am Lauf der Thaya (Dyje), haben Behörden und Einwohner alle Vorkehrungen gegen ein erneutes Überschwappen des Flusses getroffen. Lothar Martin berichtet.

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Die Situation an der Thaya ist "sehr ernst", sagte der Vorsitzende des Landkreises Südmähren Stanislav Juranek am Mittwochabend, als er die Anweisung gab, dass über Nacht mehr als 10 000 Bewohner der Stadt Znojmo / Znaim sowie weiterer 14 Orte ihre Wohnungen zu verlassen hätten. Eine der Betroffenen, die Znaimerin Petra Kuchankova, schilderte am Donnerstag gegenüber Radio Prag, wie die nächtliche Evakuierung aus ihren Sicht abgelaufen sei:

"Während des gestrigen Tages haben die städtische Polizei und die Feuerwehr ständig die Hochwasserlage an der Thaya im unteren Stadtteil von Znaim beobachtet. Zwischen acht und neun Uhr abends wurde über den Stadtfunk ausgerufen, dass die Menschen in den flussnahen Häusern ihre Wohnungen bis sieben Uhr morgens verlassen sollten, weil man über Nacht mit einem Ablassen der Talsperre in Vranov nad Dyji beginnen müsse. Insgesamt sollten rund 10.000 Menschen evakuiert werden, denn neben Znaim galt die Aufforderung auch für weitere Ortschaften entlang der Thaya."

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Gegen vier Uhr morgens wurde damit begonnen, die Menge von 350 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus der völlig gefüllten Talsperre Vranov nad Dyji abzulassen. In Znaim rechnete man zunächst damit, dass der Scheitelpunkt der Thaya zwischen 10 und 11 Uhr erreicht sein könne, doch das Wasser stieg auch danach weiter an. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse der letzten Tage - länger anhaltende Regenfälle bei einer gleichzeitig einsetzenden Schneeschmelze in den Gebirgen - habe man ein solches Szenarium durchaus erwartet, sagte Petra Kuchankova und ergänzte:

"Jawohl, an eine Evakuierung sind wir bereits gewöhnt, wir haben sie schon vor vier Jahren hier erlebt. Daher standen nahezu alle Einwohner der Maßnahme auch positiv gegenüber und haben sich diszipliniert verhalten. Ich denke, dabei ist es zu keinem Problem gekommen."

Einige Problemchen, so Petra Kuchankova, hätten andererseits wohl die Leute, die nicht wie sie so schnell bei Verwandten im oberen Stadtteil unterkommen konnten. Aber auch für sie wird gesorgt, sie sind fürs erste in der Turnhalle einer Znaimer Grundschule untergebracht. Daher stellt Petra Kuchankova den Hochwasserschutz-Beauftragten der Stadt auch ein gutes Zeugnis aus:

"Ich denke, dass diese Situation von den Stadtvertretern in sehr guter Manier gemeistert wurde. Panik ist keine ausgebrochen, man hat wirklich verantwortungsbewusst gehandelt."

Autor: Lothar Martin
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