Hochwasser treibt nach Nordböhmen

Usti nad Labem (Foto: CTK)

Die Überschwemmungskatastrophe in Tschechien setzt sich auch am Freitag fort. Das Hochwasser ergreift nach und nach weite Teile des Landes und sucht immer neue Städte, Dörfer und Gemeinden heim. Während die Evakuierten im Süden des Landes, aber auch schon in Mittelböhmen, wo die Moldau und die Elbe am Donnerstag kulminierten, in ihre Häuser zurückkehren und Experten die entstandenen Schäden begutachten, wurde in Nordböhmen, am unteren Elbe-Fluss die höchste Flutwelle erst für Freitagnachmittag vorausgesagt. Markéta Maurová berichtet.

Usti nad Labem  (Foto: CTK)
Am Zusammenfluss der Moldau und der Elbe, wo der Donnerstag kritisch war, begann das Wasser bereits zurückzugehen. Dem Tschechischen Rundfunk bestätigte dies ein Mitglied des Hochwasserkrisenstabs in Melnik, Jindrich Majer: "Die Elbe geht weiterhin nur langsam zurück. Was gestern überflutet war, bleibt mehr oder weniger immer noch überflutet. Für unseren Dienst war die Nacht relativ ruhig. Die Leute haben nicht mehr so oft angerufen, sie haben wohl schon genug Informationen, und die Lage verschlechtert sich nicht mehr."

Für die Bewohner bedeutet dies eine gewisse Entspannung, gleichzeitig kommt nun aber auch der Augenblick, in dem sie den vollen Umfang der Schäden erfassen. In der am schlimmsten betroffenen Gemeinde der Region, Zálezlice, riss das Wasser über 30 Häuser hinweg, weitere wurden beschädigt. Den ersten Schätzungen zufolge werden drei Viertel der 120 Häuser nicht erhalten bleiben. Die Hochwasserkommission führt derzeit Verhandlungen mit der Armee. Diese soll auf einem trockenen Ort Zelte aufschlagen, in denen die Leute ihre Sachen aus den zerstörten Häusern aufbewahren können.

Terezin am 15. 8. 2002  (Foto: CTK)
Dramatische Stunden hat man während der Nacht und am Freitag in Terezin/Theresienstadt erlebt, das die Flutwelle erfasste. Den Freiwilligen gelang es nicht, die nachgebenden Barrieren zu festigen und das Wasser aus der Ohre/Eger drang in die Stadt ein. Auf dem Hauptlatz steht bis zu einem Meter Wasser. Weitere Details teilte die Bürgermeisterin Ruzena Cechova dem Tschechischen Rundfunk mit: "Die beiden Wassertore haben nachgegeben. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu schauen, wie lange das Wasser noch steigen wird. Das Element ist stärker als wir."

Der höchste Wasserstand von 12,2 Metern sollte in Usti nad Labem / Aussig erst am Freitag Nachmittag erreicht werden. Am Vormittag haben wir uns mit dem Sprecher der Stadt, Milan Knotek, in Verbindung gesetzt. Er informierte uns über die aktuelle Lage in der Stadt: "Nach Informationen der Stadtpolizei wurden die meisten Bewohner der überfluteten und bedrohten Stadteile bereits evakuiert. Die meisten sind privat weggefahren oder weggegangen. In den 14 Unterbringungszentren der Stadt befinden sich derzeit etwa 1600 Personen. Die Stadt hat genügend Trinkwasser, Decken, hygienische Artikel und Lebensmittel zur Verfügung. Die Polizei wird während des Tages die Einfahrt auf den Marienfelsen über der Stadt sperren. Gestern Nachmittag parkten dort 500 Autos der Hochwassertouristen, die den Straßenring zwischen dem Zentrum und Nestemice verstopften. Einige der Besucher gingen, auf der Suche nach einer möglichst guten Aussicht oder Aufnahme, hinter die Schutzbarrieren und gelangten an Stellen, wohin normalerweise nur Bergsteiger kommen. Die technischen Dienste haben heute um 7 Uhr die Sandlieferungen gestoppt und auch die Füllung der Säcke mit Sand wurde beendet."