Hörerforum
In unserem heutigen Hörerforum blättern wir wieder ein wenig in der Postmappe und lassen zunächst Hörer zu Wort kommen, die Radio Prag schon über Jahrzehnte lang treu verbunden sind. Danach zitieren wir aus Hörerbriefen mit Meinungen zu den jüngst ausgestrahlten Sendungen unserer Redaktion und gehen zum Abschluss noch auf eine sehr spezielle Hörerfrage ein.
"Übrigens, ich habe da mal in meinen QSL-Karten nachgeschaut und ermittelt, dass meine älteste QSL von Radio Prag vom 13.6.1973 ist. Sie ist also nunmehr fast schon 31 Jahre alt. Was für eine Zeit!"
In der Tat, eine wirklich sehr lange Zeit, die auch mehrere bedeutende Veränderungen mit sich brachte. Unter anderem auch bei unserem Sender, der -wie wir hoffen - eine positive Entwicklung genommen hat. Denn unser Programm unterscheidet sich schon wesentlich von dem des ehemaligen "Interprogramms Radio Prag", das - wie Sie, Herr Unglaube, richtig feststellten - sehr ideologisch eingefärbt war. Es gibt aber auch Hörer, die uns nach längerer Zeit wieder entdecken. Wie Herr Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus, der und schrieb:
"Nach 15 Jahren habe ich wieder mit dem DX-Hobby angefangen. Es war eine Freude, auch Ihre Station wieder zu hören."
Die Freude ist ganz unserseits. Auch darüber, dass so mancher der Radio-Prag-Hörer das Lauschen unserer Sendungen mit wiederholten Reisen nach Tschechien sowie mit jeder Menge persönlichen Begegnungen verknüpft. Wie Herr Fritz Osewald aus Neubrandenburg, der uns seit Anfang der 60er Jahre hört. Seine Beziehungen zur Tschechischen Republik hat er uns wie folgt geschildert:
"Ich studierte in Zwickau und wurde Kraftfahrzeug-Ingenieur im volkseigenen Kraftverkehr. Während meines Studiums interessierte mich die Tschechoslowakei. Ich kaufte mit den "Autoführer CSR" vom Olympia Verlag Praha (1973) und fuhr jedes Jahr dorthin, besuchte alle Sehenswürdigkeiten. Anfang der 80er Jahre vereinbarte mein Betrieb in Turnov einen Urlauberaustausch mit einer dortigen Schraubenfabrik. CSR-Bürger fuhren nach Grambin/Ückermünde und wir nach Korenov. Dort lernten meine Frau und ich Jirí Dvorák und dessen Frau kennen. Wir schlossen Freundschaft auf Ewigkeit und besuchen uns gegenseitig jedes Jahr in Turnov und Neubrandenburg."
Da kann man ja nur empfehlen: Spätestens mit dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik sollten Deutsche, Österreicher und Tschechen von ihrer unmittelbaren Nachbarschaft mehr Gebrauch machen und auch persönlich aufeinander zugehen!
Natürlich erreichten uns auch wieder Zuschriften zu unseren jeweiligen Sendungen bzw. Beiträgen. Ganz besonders zu unserer Sendung vom 28. Februar, zu der uns Herr Helmut Matt aus Herbolzheim u. a. diese Zeilen schrieb:
"Das Geschichtskapitel vom 28. Februar befasste sich in einem sehr hörenswerten Beitrag mit der noch immer nicht geklärten Todesursache des früheren tschechoslowakischen Außenministers Jan Masaryk. So wie sich der Sachverhalt nach dem Anhören Ihres Beitrages darstellt, gibt es offensichtlich einen begründeten Verdacht, dass Jan Masaryk ermordet worden ist, auch wenn in den Lexika und Geschichtsbüchern vom Suizid die Rede ist. Das Datum seines Todes fällt auch auffallend deutlich zusammen mit der zunehmenden Machtkonsolidierung der Kommunisten in Tschechien. Auch die sonstigen genannten Details weisen darauf hin, dass der ´Selbstmord´ wahrscheinlich inszeniert war. Vermutlich werden die tatsächlichen Fakten wohl nie mehr vollständig aufgeklärt."
Und Herr Ralf Urbanczyk aus Eisleben hat auch gleich eine Begründung zur Hand, weshalb die volle Wahrheit in diesem Fall wohl nie oder erst sehr spät ans Licht kommen wird:
"Falls es sich dann doch um Mord gehandelt hat, wird es dann wahrscheinlich zu spät sein, die Schuldigen zu bestrafen. Deshalb kommt meiner Ansicht nach einer zügigen, angemessenen und ehrlichen Aufarbeitung der zugänglichen Geheimdienstarchive große Bedeutung zu. Allerdings bezweifle ich stark, dass die Aufarbeitung der Archive ehrlich ist. Die brisanten Akten wurden unter den Augen derer, die sie eigentlich aufarbeiten sollten, klaglos von anderen Geheimdiensten übernommen. Siehe die Rosenholz-Akten der Staatssicherheit der DDR. Von diesen Akten ist bekannt geworden, dass sie beiseite geschafft wurden. Doch wie viele andere Akten wurden bereits beiseite geschafft, ohne dass es bekannt geworden ist?"
Eine gute Frage, die aber auch wir leider nicht beantworten können. Dafür wollten wir mit unserer Ticket-Tauschbörse zur Eishockey-WM in Tschechien eine passende Antwort auf Entwicklungen im Sport geben, die diesem nicht gerade dienlich sind. So sieht es jedenfalls auch unser Hörer Jürgen Kückelhaus aus Mettmann, der uns zu dem am 28. Februar ausgestrahlten Feuilleton seine Meinung wie folgt kundtat:"Leider ist das Thema des Feuilletons, der Kombiverkauf von Tickets für Veranstaltungen jeglicher Art, speziell bei Sportveranstaltungen, in letzter Zeit vermehrt zu finden. Auch bei der kommenden Fußball-EM in Portugal ist das so. Die Tickets für die Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft (u. a. gegen Tschechien) sind nach meinem Kenntnisstand nur im Paket zu erwerben. Argumente: geringerer Verwaltungsaufwand und die meisten Fans wollen sowieso alle Spiele besuchen. Und wer das nicht will, hat Pech gehabt oder muss tauschen. Der Kunde ist in diesem Fall nicht der König!"
Wie wahr. Treffender ist da schon der Vergleich des Kunden mit dem einer Milchkuh, die solange gemolken wird, solange sie auch nur einen Tropfen Milch gibt. Aber das haben profitorientierte Unternehmungen leider so an sich. Wenden wir uns daher zum Abschluss noch einem Thema zu, das uns etwas optimistischer in die Zukunft blicken lassen könnte - der mehrsprachigen und multikulturellen Ausbildung an so genannten Begegnungsschulen. Eine davon ist die Deutsch-Tschechische Begegnungsschule in Prag, die erst vor kurzem in ihr neues, großzügig ausgelegtes Schulgebäude umgezogen ist, worüber wir berichtet haben. Dazu erreichte uns der folgende Hörerbrief von Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim:
"Die Eröffnung des Neubaus der Deutsch-Tschechischen Begegnungsschule in Prag ist in der Tat bedeutsam. Hier werden die Leute ausgebildet, die z.B. Leute wie mich, die niemals ein Gymnasium von innen sahen, in der Zukunft regieren werden. Hoffentlich wird es aber nicht nur eine Schule für die zukünftige Elite. Die eigentliche Arbeit in Sachen Völkerverständigung und Vergangenheitsbewältigung müssen die ´Normalbürger´ machen. Dies muss alltäglich gelebt werden! Leider ist es - wenigstens in Deutschland - immer noch so, dass Projekte wie Reisen zu Partnergemeinden im Ausland, z. B. in Frankreich oder in Tschechien, fast ausschließlich mit Gymnasien durchgeführt werden. In den Hauptschulen wird meiner Erfahrung nach in der Richtung gar nichts gemacht. Es werden ein paar geschichtliche Fakten vermittelt. Der Hauptschüler soll in die Lage versetzt werden, seine Steuern pünktlich zu zahlen, und ansonsten hat er die Klappe zu halten und alles ´Wichtige´ den Leuten mit Hochschulausbildung zu überlassen. Ich halte das für grundverkehrt."
Last but not least möchten wir noch auf eine Anfrage von Herrn Unglaube aus Hamburg eingehen, mit dessen Schreiben wir unsere heutige Sendung letztlich auch begonnen haben. Herr Unglaube teilte uns mit, dass er Mitte Juni nach Prag kommen werde und hierbei auch gern unsere Redaktion besuchen will. Auf seine Frage, ob das möglich wäre, hier die klare Antwort: Grundsätzlich ja! Uns haben schon viele Hörer oder Freunde unseres Senders besucht und auch für weitere Besucher stehen unsere Tore offen. Doch wir bitten ausdrücklich darum, dass folgende Regelung dabei eingehalten wird: Der interessierte Hörer sollte sich spätestens eine Woche vor seinem gewünschten Besuchstermin telefonisch oder per E-Mail bei uns melden, damit wir seinen Wunsch auch koordinieren können. Denn nicht immer sind alle Redakteure bzw. der vielleicht gerade gewünschte Kollege anwesend und wir haben auch unsere Studiozeiten einzuhalten, in denen mehrere Redakteure zumeist unabkömmlich sind. Aber viel früher als 14 Tage im Voraus sollten Sie sich auch nicht anmelden, da wir nur mittelfristig planen. In diesem Sinne, auf ein Wiederhören bis zu unserer nächsten Hörerpostsendung heute in 14 Tagen!