„Ich versuche, die politische Entwicklung in Tschechien und in Deutschland zu vergleichen“

Heute im Hörerforum: Erneut ein Hörer als Gast im Studio von Radio Prag International, außerdem eine Quiz-Frage für den November und ein paar Zitate aus der Hörerpost.

Testen Sie auch im November Ihr Wissen über die Tschechische Republik in unserem Quiz. Die Frage lautet diesmal:

Der 17. November ist in Tschechien der Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie sowie weltweit der Internationale Studententag. Dabei wird an die Proteste der Studenten in Prag gegen die deutsche Besatzung im Jahr 1939 und die anschließende Schließung der Hochschulen im sogenannten Protektorat Böhmen und Mähren erinnert, aber auch an den Beginn der Samtenen Revolution 1989. Dieser Tag ist auch Staatsfeiertag. Für welches weitere Land gilt das ebenfalls?

Schicken Sie uns Ihren Tipp an [email protected].

Schloss Brandýs nad Labem | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International

Die richtige Antwort aus dem Vormonat lautet Brandýs nad Labem. In dieser mittelböhmen Kleinstadt befindet sich das Schloss, in dem Kaiser Rudolph II. häufig Zeit verbrachte, Jagden organisierte und bedeutende Gäste empfing.

Dies wusste unter anderem Wolfgang Bruch aus Deutschland, der einen Sachpreis von uns bekommt. Herzlichen Glückwunsch!

Im Folgenden wird nicht aus den Zuschriften zitiert, sondern einer unserer Hörer bekommt direkt das Wort. Edith und Volker Hammermeister haben sich beim Bürgerfest in Berlin, bei dem Tschechien Partnerland war, bei uns am Stand von Radio Prag International gemeldet. Als sie dann im Oktober einen Kurzurlaub in Prag verbrachten, haben sie auch unsere Redaktion besucht. Und wir haben Herrn Hammermeister ins Studio gebeten.

Edith und Volker Hammermeister | Foto: Ferdinand Hauser,  Radio Prague International

Volker Hammermeister verfolgt das Programm von Radio Prag International seit fünfzehn bis zwanzig Jahren. Schon vor der Wende von 1989 war er aber in der damaligen Tschechoslowakei häufig zu Gast. Er arbeitete damals als Bauleiter in einem großen Baukombinat in Fürstenwalde, der eine Firma im nordböhmischen Liberec / Reichenberg als Patenbetrieb hatte:

Harrachov | Foto: terezastuchla,  Pixabay,  Pixabay License

„Durch diesen Patenbetrieb in Liberec gab es vor allem sportliche Vergleichskämpfe mit tschechischen Freunden. Aber daraus hat sich in Liberec eine Freundschaft mit einem tschechischen Ingenieur entwickelt, wir haben uns dann ständig gegenseitig besucht. Von Liberec aus haben wir auch Urlaub in Harrachov oder in den Bergen gemacht.“

Erst später ist Volker Hammermeier auf das Programm von Radio Prag International gestoßen:

„Ich bin schon als Mensch immer neugierig gewesen. Zu DDR-Zeiten hatten wir ja kaum Möglichkeiten gehabt, es gab nur Fernsehen und Rundfunk im Sinne der jeweiligen Regierung. Nach der Wende hatte man dann Internet und Handys, und dann habe ich mich darum bemüht, auch mal wieder zu schauen, was in der Tschechoslowakei beziehungsweise inzwischen in Tschechien passiert. Mich hat es interessiert, weil diese Freundschaft in Liberec sich mit der Wende verloren hat. Ich habe versucht, mal wieder Kontakt aufzunehmen, habe den Mann aber nicht erreicht. Ich habe mich dann aber trotzdem im Internet für Tschechien interessiert.“

Er verfolge vor allen Dingen die politische Entwicklung in Tschechien, sagt Herr Hammermeister:

Kernkraftwerk Dukovany | Illustrationsfoto: Lukáš Lehotský,  Unsplash,  CC0 1.0 DEED

„Ich versuche es auch mit der politischen Entwicklung in Deutschland zu vergleichen. Ich habe den Eindruck, dass wahrscheinlich bei Ihnen ein bisschen andere Politik gemacht wird als in Deutschland. In Deutschland werden Atomkraftwerke stillgelegt und damit wird eigentlich die sauberste Energie, die es auf der Welt gibt, nicht mehr genutzt. Dafür werden dann Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen und die Welt verpestet. Hier in Tschechien ist das anders: Sie haben die Atomkraftwerke immer noch in Betrieb und lassen sogar neue bauen, um freier zu werden von irgendwelchen Dringlichkeiten. Weiter interessiert mich auch vorrangig der tschechische Sport, egal ob es nun Fußball ist, Leichtathletik oder Eishockey. Und auch die Kultur sowie Land und Leute hier in Tschechien finde ich sehr spannend.“


Und zum Abschluss noch ein paar Zitate aus ihren Briefen und E-Mails, liebe Hörerinnen und Hörer.

Martina Pohl aus Überlingen erwähnt in ihrer Zuschrift die aktuelle außenpolitische Lage und zeigt sich ziemlich pessimistisch:

„Mit großer Sorge müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich gegenwärtig ein weiterer Krieg auf der Welt entfacht hat. Schon vor Jahren rückte eine verhandelbare Konfliktregelung zwischen Israel und Palästina in eine immer weitere Ferne. Das wird alles noch in einer Katastrophe enden. Es ist ein komplexes Thema, das ich hier nicht weiter ausführen möchte.“

Mit Interesse habe sie neben vielen anderen Themen den aufschlussreichen Beitrag über die lange Tradition des Hopfenanbaus in Tschechien verfolgt, setzt Martina Pohl fort:

„Dass die Saazer Hopfenlandschaft nun auch zum Weltkulturerbe der Unesco zählt, dazu meinen Glückwunsch. Tschechiens Bier ist wegen seiner ausgezeichneten Qualität auf der ganzen Welt bekannt und sein einzigartiger Hopfen ein wichtiger Grundstoff. Nicht zu vergessen, dass auf die Ausfuhr des Saazer Hopfens über die Landesgrenzen hinaus für lange Zeit noch die Todesstrafe stand, weil dieser so wertvoll war.“

Noch vor dem Ausbruch des Konflikts in Israel hat Achim Kissel aus Duisburg uns geschrieben und ein anderes Thema erwähnt:

„Zurzeit rückt bei uns die Flüchtlingsproblematik politisch wieder in den Vordergrund, nachdem die Klimakrise vorher die Debatten bestimmte. Die Städte und Gemeinden stöhnen über die Belastungen, die mit der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge verbunden sind. Es wurde festgestellt, dass die illegalen Einreisen zunehmen. Deshalb will man an den Grenzen wieder verstärkt Kontrollen durchführen. Ich persönlich habe nichts gegen diese Maßnahme. Sie würde mich allenfalls bei einer Urlaubsreise ins benachbarte Ausland treffen. Anders sieht es bei Berufspendlern oder beim internationalen LKW-Transport aus. Aber wie will man sonst das Schleuser-Unwesen in den Griff bekommen?“

Dieter Feltes aus Pyrbaum bedankt sich für die aktuellen Nachrichten und stellt eine Frage:

„Ich bin viermal gegen Corona geimpft. Nun bekomme ich die fünfte Dosis. Ist diese Aufbesserung des Impfschutzes auch bei ihnen möglich?“

Ja, die wiederholte Corona-Impfung ist auch in Tschechien möglich. Das Gesundheitsministerium empfiehlt sie für Senioren und Patienten mit schweren Vorerkrankungen. Möglich ist sogar eine Kombiimpfung gegen Covid-19 und die Grippe, wobei man zwei Injektionen mit Schutzstoffen gegen beide Erkrankungen auf einmal bekommt. Sie können dazu einen Beitrag vom Anfang Oktober lesen oder sich anhören (https://deutsch.radio.cz/grippe-und-corona-gesundheitsministerium-empfiehlt-impfung-fuer-aeltere-und-8796309).

Schreiben Sie weiter an Radio Prag International, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik oder per E-Mail an [email protected].