Il (divino) boemo Josef Mysliveček

Josef Mysliveček
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Der tschechische Komponist Josef Václav Mysliveček (1737-1781) galt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als König der italienischen Oper. Sein Werk umfasst 40 Opern, zehn Oratorien, zahlreiche Symphonien, Konzerte sowie Kammer- und Sakralmusik.

Quelle: Wikimedia Commons,  public domain

Da der slawische Name Mysliveček für die Italiener schwer auszusprechen war, nannten sie ihn einfach Il Boemo, ein Böhme. Hundert Jahre später verewigte der tschechische Schriftsteller Jakub Arbes den Komponisten im Romanetto „Il divino boemo“, seitdem war er hierzulande als „göttlicher Böhme“ bekannt. Die Tatsache, dass er in Italien nur als „Böhme“, und nicht als „göttlicher Böhme“ bezeichnet wurde, mindert keinesfalls den enormen Erfolg, den er dort erzielte.

Die Opern von Mysliveček wurden in Mailand, Rom, Venedig, Bologna, Parma und Florenz aufgeführt. Das renommierteste Musiktheater der Zeit war aber das San Carlo in Neapel. Die Aufführung der Oper Il Bellerofonte, die Mysliveček eben für das Real Teatro San Carlo komponierte, bedeutete einen Umbruch in seiner Karriere. Es ist nicht genau bekannt, wie der zu dieser Zeit noch wenig bekannte Komponist einen so angesehenen Auftrag bekommen hat: Er durfte zum Geburtstag von König Karl III. von Spanien, dem Vater von König Ferdinand I. von Neapel eine Oper schreiben. Der triumphale Erfolg der Oper machte ihn aber plötzlich zum meistgefragten Künstler nicht nur in Neapel, sondern in ganz Italien. Einige Male traf der Komponist mit Wolfgang Amadeus Mozart zusammen. Mozart, der um 19 Jahre jünger war, hat ihn sehr bewundert.

Quelle: CPO

Das Glück wandte sich jedoch allmählich von Myliveček ab. Denn er hatte ein entstelltes Gesicht (laut einer Version aufgrund von Syphilis; laut einer anderen war es die Folge einer schweren Verletzung, der er sich beim Umkippen einer Kutsche zuzog, und einer unheilbaren eitrigen Naseninfektion). Deswegen war der Künstler bei königlichen und fürstlichen Höfen nicht länger mehr ein gern gesehener Gast, und er bekam auch keine Aufträge mehr. Myliveček starb in Rom in Armut und Einsamkeit.

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