Jahr der tschechischen Musik: Josef Mysliveček – ein in Italien verehrter Böhme

Die Büste von Josef Mysliveček in Prag

Josef Mysliveček (1737–1781) war ein bedeutender tschechischer Komponist des Spätbarock und der Frühklassik. Er stammte aus einer Prager Müllerfamilie und sollte die Familientradition fortsetzen, entschied sich jedoch für die Musik und ging nach Italien, wo er eine schillernde Karriere machte. „Il Boemo“, also „Der Böhme“, wurde er dort genannt.

In der Prager Altstadt wurden 1737 eineiige Zwillinge geboren: Joachim und Josef Mysliveček. Ihr Vater war ein reicher Müller und Hydrogeologe und er erwartete, dass die Söhne in seine Fußstapfen treten würden. Doch das traf nur bei Joachim zu. Denn Josef verliebte sich in die italienische Oper. In Prag gab es zwei Theater, die italienische Opern aufführten, und auf Mysliveček machte das enormen Eindruck.

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Nach dem Musikstudium bei Josef Seger in Prag ging er in den Süden, um seine Kenntnisse zu erweitern. Später wurde er vor allem durch seine Opern bekannt, der Erfolg seiner Oper Il Belleferonte in Neapel brachte ihm Ruhm und Anerkennung in ganz Italien ein. In den 1770er Jahren war der „Maestro Compositore“ einer der gefragtesten Komponisten an den großen Opernhäusern. Er schrieb fast 30 Opern, 10 Oratorien, zahlreiche Sinfonien, Konzerte, Ouvertüren und eine große Anzahl von Kirchen- und Kammermusikstücken. In Italien hatte Mysliveček nicht nur wegen seines Talents großen Erfolg, sondern auch wegen seiner Fähigkeit, die Gunst der Mächtigen zu gewinnen. Er widmete ihnen seine Kompositionen und wurde dafür gut bezahlt. Er nahm Aufträge für Opern von höchster Stelle an, wie zum Beispiel vom König von Spanien. 1770 lernte der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart kennen. Er pflegte mit ihm auch später noch freundschaftliche Beziehungen und wurde von Mozart sehr geschätzt.

Der Wendepunkt in seiner Karriere kam 1777, als sich Symptome einer Erkrankung bei ihm zeigten. Mysliveček verschuldete sich und gab sein Engagement in Neapel auf. Nach einem Kutschenunfall hatte er eine tiefe Wunde im Gesicht und verbrachte ein Jahr in einem Krankenhaus in München. Danach kehrte er nach Italien zurück, hatte aber keinen Erfolg mehr. Mysliveček starb im Alter von 43 Jahren in Rom in Armut und Einsamkeit.

Autoren: Markéta Kachlíková , Lukáš Hurník
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