Il Boemo: Josef Myslivečeks Opernkompositionen

Il Boemo - Filmplakat

Am Donnerstag ist in Tschechien ein neuer Film in die Kinos gekommen: „Il Boemo“ von Regisseur Petr Václav. Das Historiendrama thematisiert das Leben von Josef Mysliveček, einem gebürtigen Prager, der später in Italien einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 18. Jahrhunderts wurde.

Josef Mysliveček | Foto: Wikimedia Commons,  public domain

Josef Mysliveček wurde 1737 in Prag geboren. Wie sein Vater auch wurde er zunächst Müller. Bald schon schlug er jedoch eine andere Laufbahn ein und nahm Orgel- und Kompositionsunterricht. 1763 ging er nach Venedig, um seine Ausbildung zu beenden. Weil sein Name für italienische Zungen kaum auszusprechen war, wurde er dort nur „Il Boemo“ genannt, also „der Böhme“.

1767 wurde Myslivečeks erste Oper aufgeführt, „Il Bellerofonte“. Von Italien ausgehend erhielt der ursprünglich tschechische Komponist Anerkennung in ganz Europa. Er war mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundet und hatte auch finanziell Erfolg. Mitte der 1770er Jahre erkrankte Mysliveček an Syphilis. Und nicht nur das: Seine späteren Opern fielen bei den Kritikern durch. Verarmt und vergessen starb er 1781 in Rom.

Myslivečeks Grab galt lange Zeit als verschollen, erst in den 1990er Jahren wurde es unter einer Kirche wiederentdeckt, jedoch nicht erneuert. Immerhin hat es Mysliveček ins All geschafft: 2003 wurde ein Asteroid nach dem Komponisten benannt. Und nicht zuletzt ist Myslivečeks Musik geblieben.

Il Boemo,  Vojtěch Dyk als Josef Mysliveček | Foto: Pilot film

Dem vergessenen tschechischen Komponisten wurde mit dem Historiendrama von Petr Václav nun auch ein filmisches Denkmal gesetzt. Die Rolle des Komponisten Mysliveček hat der tschechische Schauspieler Vojtěch Dyk übernommen, der dafür extra Italienisch lernte. Der Streifen „Il Boemo“ hatte im September beim Internationalen Filmfestivals von San Sebastián seine Weltpremiere und wird für Tschechien ins Rennen um einen Oscar gehen.

Die tschechisch-slowakisch-italienische Koproduktion wurde nicht nur in Prag und an weiteren Orten in Tschechien gedreht, sondern etwa auch im italienischen Como. Im dortigen Teatro Sociale nahm man nicht nur die Opernszenen auf, sondern es wurde auch die Filmmusik eingespielt. Musiziert hat dabei das Collegium 1704 unter der Leitung von Václav Luks. Als Solisten treten in „Il Boemo“ mehrere bekannte Sänger auf, darunter die ungarische Sopranistin Emöke Baráth und der polnische Tenor Krystian Adam. Auch der französische Countertenor Philippe Jaroussky wird zu hören sein. Zusammen mit dem Collegium 1704 nahm er bereits vor einigen Jahren etwa die Arie der Licida aus dem ersten Akt der Oper „L'Olimpiade“ auf.

Film „Il Boemo“  | Foto: Jarmila Štuková,  Mimesis Film