Der göttliche Böhme im Film
„Il Boemo“ heißt im Italienischen „Der Böhme“. Diesen Namen trägt auch ein neuer Film, der über das Leben des Komponisten Josef Mysliveček erzählt.
Josef Mysliveček, auch unter dem italienischen Namen Giuseppe Venatorini bekannt, war einer der berühmtesten Opernkomponisten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er stammte aus Böhmen, machte sich aber vor allem in Italien einen Namen. Man nannte ihn dort sogar „Il Divino Boemo“, also der göttliche Böhme. Seine Opern wurden auch von Mozart bewundert, mit dem er sich mehrere Male persönlich getroffen hat.
Das Schicksal Myslivečeks wird in einem neuen Film „Il Boemo“ von Regisseur Petr Václav geschildert. Der Streifen wird seit 2019 in tschechisch-slowakisch-italienischer Koproduktion und in italienischer Sprache gedreht. Die Hauptrolle spielt der tschechische Schauspieler und Sänger Vojtěch Dyk.
„Ich habe Geduld lernen müssen, aber auch Italienisch und Deutsch sowie Dirigieren. Und ich musste erneut das Klavierspiel lernen, weil ich in den Szenen Hammerklavier und Clavicembalo selbst spiele.“
Mysliveček studierte Musik in Italien und erlebte dort später mit seinen Opern seinen Durchbruch und großen gesellschaftlichen Erfolg. Sein Werk umfasst 40 Opern, zehn Oratorien, zahlreiche Symphonien, Konzertstücke sowie Kammer- und Sakralmusik.
„Mich fasziniert vor allem seine Beziehung zur Musik. Ich meine, sie verbindet uns beide. Manchmal ist bei ihm eine blinde Ergebenheit zur Musik zu spüren, die auch ich in mir fühle.“
Über Mysliveček und sein Leben ist nur Weniges bekannt, so Dyk:
„Das ist ein Vorteil für einen Schauspieler, denn er kann die Figur so darstellen, wie er es will. Es gibt nur wenige Briefe und nur etwa zwei oder drei Bildnisse von Mysliveček. Ich habe mich auf drei Dinge gestützt: die Musik, seine Beziehungen mit Frauen und seine Familie. Er stammte aus einer Müllerfamilie und war sozusagen das schwarze Schaf der Familie, in der sich alle sonst dem Müllerhandwerk gewidmet haben.“
Der Dreh begann im Sommer 2019 in Como, einer Stadt am Fuße der italienischen Alpen. Im dortigen Theater wurde ein historischer Saal nachgebaut. Das Barockorchester Collegium 1704 hat für die Musikbegleitung vor Ort gesorgt. Der Regisseur Petr Václav dazu:
„Die Musik wird für Filme fast nie live aufgenommen. Die Szenen werden normalerweise mit Playback gedreht. Wir haben mit einem Tonprofimeister zusammengearbeitet und etwas ausprobiert, womit wir bis dahin keine Erfahrung gehabt haben.“
Alles im Film dreht sich um die Opern. Laut dem Regisseur verbindet dieses Genre (ie Gebiete von Sport und Kunst:
„Der Stress der Sänger ist und war immer enorm. Der Sänger muss seinen Körper beherrschen. Alles hängt von den Stimmbändern ab, die das Erlebnis vermitteln müssen. Die Konzentration eines Sängers auf jede Sekunde seiner Leistung ist faszinierend und für den Film sehr spannend.“
Aus den Aufnahmen, die im Theater in Como entstanden sind, steht ein etwa einstündiger Mittschnitt zur Verfügung. Der Regisseur:
„Es ist noch offen, in wie weit es uns gelingt, das Narrative der Filmgeschichte mit den Musikpassagen zu verbinden und die Musik zum Schwerpunkt der Erzählung zu machen. Wir gehen in dieser Hinsicht den Weg eines Experiments.“
Der Stab dreht in diesen Tagen die letzten Szenen in Prag. Danach erwartet die Filmemacher eine weitere Reise nach Italien – konkret nach Neapel und nach Rom. Dort ist Josef Mysliveček, der ein Leben voller Ausschweifungen führte, 1781 in Vergessenheit und Armut gestorben.