Im Agneskloster wird Ausstellung über dessen Begründerin gezeigt

Hl. Agnes von Böhmen

Dieses Jahr ist es 800 Jahre her, seit die heilige Agnes von Böhmen geboren wurde. Der Přemyslidin wurde das ganze Jahr hindurch nicht nur bei Festgottesdiensten, sondern auch auf einigen Konferenzen und Diskussionen mit Historikern gedacht. Der Höhepunkt der Veranstaltungen zum Agnes-Jubiläum ist eine Ausstellung, die vorige Woche im Prager Agnes-Kloster eröffnet wurde.

Agnes-Kloster
Das Hauptexponat der Ausstellung über die heilige Agnes von Böhmen ist die gotische Architektur des Prager Klosters Na Františku, das Agnes – tschechisch Anežka – selbst gegründet hatte. In den historischen Räumlichkeiten sind fast 300 Kunstwerke zu sehen, die das Leben der Přemysliden-Prinzessin beschreiben sowie den späteren Agnes-Kult dokumentieren. Agnes war die jüngste Tochetr des böhmischen Königs Přemysl Ottokar I. und Konstanze von Ungarn. Um ihre Hand warben einige der europäischen Herrscher, unter anderem Kaiser Friedrich II. Der Kurator der Ausstellung Vladimír Kelnar:

Jan Royt und Vladimír Kelnar
„Agnes hatte eigentlich die übliche Karriere einer Prinzessin vor sich, sie sollte Königin werden. Aber unter dem Einfluss der Gedanken von Franziskus von Assisi hatte sich die junge Prinzessin anders entschieden und ihre Umgebung damals schockiert.“

Sie beschloss, sich als Ordensschwester um die Notleidenden und Kranken zu kümmern. Mit der Unterstützung ihres Bruders, des böhmischen Königs Wenzel I., gründete sie Anfang der 1230er Jahre in Prag ein Spital und danach ein Klarissinnenkloster. Der Kunsthistoriker Jan Royt macht auf eines der Gemälde in der Ausstellung aufmerksam:

Jan Jiří Heinsch: Hl. Agnes gründet das Spital des Ordens der Kreuzherren mit dem roten Stern  (Foto: Archiv der Nationalgalerie)
„Agnes ist da im Spitalmilieu abgebildet. Es handelt sich um das Spital des böhmischen Ordens der Kreuzherren mit dem roten Stern, das sie gegründet hat. Auf dem Gemälde bedient Agnes die Armen an einem Tisch.“

Agnes war in Kontakt mit Klara, der Weggefährtin von Franziskus von Assisi, die später auch heilig gesprochen wurde. Kuratorin Štěpánka Chlumská zufolge war das neue Prager Frauenkloster von einer besonderen Bedeutung für die geistliche Geschichte Mitteleuropas:

„Es handelte sich um das überhaupt erste Klarissinnenkloster nördlich der Alpen. Der Orden verbreitete sich dank dem Prager Stift in ganz Mitteleuropa. Auch Anna von Böhmen, die ältere Schwester von Agnes, die Herzogin von Schlesien wurde, hatte daran ihren Verdienst.“

Zu den attraktivsten Exponaten gehört der von den Kreuzherren ausgeliehene Reliquienschrein der heiligen Agnes. Neben den vielen Kunstgegenständen sind auch historische Handschriften im Agneskloster ausgestellt, in denen die Přemyslidin erwähnt wird. Vladimír Kelnar:

„Man muss sagen, dass wegen der Hussitenkriege bei uns von den Handschriften aus dem 13. Jahrhundert nicht viel erhalten geblieben ist. Wir mussten uns deshalb in den Archiven im Ausland umsehen. Aus Mailand und aus dem dalmatinischen Šibenik wurden lateinische Agnes-Legenden ausgeliehen. Bei den Kunstgegenständen möchte ich auf den spätgotischen Altaraufsatz, die so genannte ´Puchners Archa`, aufmerksam machen, die einst in der Prager Franziskus-Kirche stand. Ein großartiges Kunstwerk aus der Přemyslidenzeit ist beispielsweise auch das Krönungskreuz aus dem Regensburger Domschatz, das mit König Přemysl Ottokar II. verbunden ist.“

Die Ausstellung über die heilige Agnes von Böhmen ist im Prager Agneskloster bis zum 25. März nächsten Jahres zu sehen.