Im Prager Stadtzentrum drohte Bombenanschlag

Schützenpanzer vor dem RFE/RL

Von Martina Schneibergova.

Wie wir Sie in unseren Sendungen bereits informiert haben, hat der Krisenstab der tschechischen Regierung aufgrund der Terroranschläge in den USA den Schutz amerikanischer Einrichtungen in Tschechien verstärkt. So wird das Gebäude von Radio Free Europe/Radio Liberty, das sich in der Nähe des Wenzelsplatzes befindet, nicht nur von Polizisten, sondern seit Donnerstagabend auch von Schützenpanzern und Fallschirmjägern der tschechischen Armee bewacht. Diese Sicherheitsvorkehrungen, die von einem Teil der Öffentlichkeit als allzu drastisch oder übertrieben bezeichnet werden, wurden aufgrund konkreter Warnungen getroffen. Dies bestätigte auch die Pressesprecherin des tschechischen Innenministeriums, Gabriela Bartikova:

"Die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen gehen von einem einzigen realen Risiko aus, das nicht auf Ebene theoretischer Überlegungen, sondern auf Ebene konkreter Erkenntnisse existiert. Anhand dieser Erkenntnisse wurden wir von namhaften Nachrichtendiensten gewarnt. In diesem Augenblick verfügen wir über keine anderen Anzeichen einer konkreten Bedrohung."

Die Tageszeitung Lidove noviny informiert in ihrer Dienstagsausgabe darüber, dass die Tschechische Republik am vergangenen Mittwoch von den westlichen Nachrichtendiensten vor einem Terroranschlag gegen einige wichtige Gebäude dringend gewarnt wurde. Als das eventuelle Hauptziel der Anschläge wurde eben der Sender Radio Free Europe/Radio Liberty bezeichnet. Auch der Generalstabschef Jiri Sedivy bestätigte am Montag, dass ausländische Geheimdienste vor einem Bombenanschlag gegen den Sender warnten. Der Sprengstoff hätte - so die Zeitung - in einem kleineren LKW zum Gebäude gebracht werden sollen. Dies sei - so Sedivy - eines der möglichen Risiken gewesen, auf die Tschechien von den Verbündeten aufmerksam gemacht worden sei. Weitere Varianten von Risiken wurden von Sedivy nicht präzisiert.

Ein LKW voll Sprengstoff wurde von den Terroristen bereits vor drei Jahren beim Attentat gegen die US-amerikanische Botschaft in Nairobi benutzt, bei dem 213 Menschen ums Leben kamen und mehr als 5.000 verletzt wurden. Nach Informationen der westlichen Geheimdienste hätte sich etwas ähnliches offensichtlich auch vorige Woche in Prag abspielen können. Dieses Risiko wurde auch durch Informationen des Befehlshabers der Fallschirmjäger, Ales Opata bestätigt. Er stellte am Montag fest, dass die Panzerwagen beim Sender Radio Free Europe/Radio Liberty mit dem Ziel stationiert wurden, als eine künstliche mobile Barriere gegen Wagen mit Sprengstoff zu wirken.

Die am vergangenen Donnerstag getroffenen Sicherheitsvorkehrungen sind auch weiterhin gültig, woraus man entnehmen kann, dass die Drohung der Terroranschläge immer noch andauert.