Inflation in Tschechien sinkt erstmals seit 2018 wieder auf Zielniveau der Nationalbank

Für die tschechischen Verbraucher und auch für viele andere hielt das Statistikamt am Montag eine positive Nachricht bereit: Denn die Inflation hierzulande ist auf den niedrigsten Stand seit Ende 2018 gesunken. Dies hat selbst Ökonomen überrascht.

Schneller als erhofft geht derzeit die Inflation in Tschechien zurück. Im Februar lag die Rate hierzulande bei 2,0 Prozent. Das entsprach dem langfristigen Ziel der Tschechischen Nationalbank (ČNB). Und es bedeutete noch einmal eine Verbesserung, denn schon im Januar hatte die Teuerung nur noch bei 2,3 Prozent gelegen. Jakub Seidler ist Hauptökonom der Nationalbank und sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Mich und die Analytiker der Banken hat dies durchaus überrascht. Unsere Schätzungen hatten bei leicht über zwei Prozent gelegen. Allgemein wurde der Rückgang positiv vom Markt aufgenommen. Damit erreicht die Inflationsrate erstmals seit dem Dezember 2018 wieder das Zweiprozentziel der Nationalbank.“

Mit einer gewissen Erleichterung nahm auch Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) die Nachricht auf. Schließlich hatte die durchschnittliche Inflationsrate im vergangenen Jahr in Tschechien bei 10,7 Prozent gelegen…

„Wir sollten daran glauben, dass dies einer der Beweise ist für eine Verbesserung der ökonomischen Lage hierzulande. Dafür, dass wir ein Wirtschaftswachstum verzeichnen werden und dass dank des geringen Preisanstiegs auch wieder die Reallöhne ansteigen. Denn nach den Jahren der Krisen und Probleme warten wir alle darauf, dass endlich die wirtschaftliche Belebung einsetzt“, so der Regierungschef.

In den vergangenen beiden Jahren gingen die Reallöhne hierzulande um insgesamt elf Prozent zurück. Bei den Lohneinbußen gehörte Tschechien innerhalb der EU zu den traurigen Rekordhaltern, ebenso wie bei der Inflation. Doch das dürfte sich in diesem Jahr wohl nicht wiederholen. Im Hinblick auf die Entwicklung der Teuerungsrate sagt Jakub Seidler zumindest:

„Sie könnte zwar in den kommenden Monaten wieder leicht ansteigen. Aber allgemein gilt für dieses Jahr, dass sie knapp über der Grenze von zwei Prozent liegen dürfte. Im Laufe des Sommers könnte sie darunterfallen und zum Jahresende wieder leicht ansteigen.“

Allerdings sehen die Analytiker noch nicht alle inflationären Tendenzen beseitigt. So stiegen im Februar die Preise für Dienstleistungen etwas stärker an als im Januar. Und das könnte in den kommenden Monaten auch noch weitergehen, vermutet Seidler. Zudem merkt Tomáš Prouza, Vorsitzender des Verbandes für Handel und Fremdenverkehr, beim Blick auf Restaurants und Kneipen an:

„Aus der Sicht vieler Gastronomen liegen die Preise derzeit an der unteren Grenze. Sie sagen, sie müssten verteuern, um die Verluste aus der letzten Zeit auszugleichen.“

Dabei schlackern hier in Tschechien viele Verbraucher schon jetzt mit den Ohren, wenn sie essen gehen wollen. Laut einer Analyse des Kassensystemanbieters Dotyčka sind die Preise für Speisen und Getränke in den Restaurants von Dezember 2019 bis Dezember 2023 um durchschnittlich 34 Prozent angestiegen.

Und auch für den normalen Einkauf im Supermarkt gibt es noch keine Entwarnung. Denn im Februar haben vor allem Lebensmittel, nicht-alkoholische Getränke und Tabak den Inflationsdruck gesenkt…

„Dies sind leider aber sogenannte stark volatile Güter. Und das bedeutet, dass sich bei ihnen die inflationssenkende Wirkung in den kommenden Monaten auch wieder abschwächen kann“, so Jakub Seidler.

Die an sich aber niedrige Inflationsrate hierzulande könnte allerdings eine Reaktion der Nationalbank nach sich ziehen – und zwar indem sie die Leitzinsen weiter senkt.

Autor: Till Janzer | Quellen: Český rozhlas , ČTK
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