Infozentrum KONTAKT vermittelt Kontakte für Prager Senioren

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Im Tagesecho haben wir unlängst bereits kurz darüber berichtet: Das Städtische Informationszentrum KONTAKT hat ein Handbuch herausgegeben, das älteren Menschen und ihren Angehörigen das Leben in Prag erleichtern soll. Einen genaueren Blick darauf, aber auch auf die Probleme der Senioren (nicht nur) in Prag erwartet Sie nun in den folgenden Minuten in der neuen Ausgabe von Forum Gesellschaft.

Prag liegt derzeit unter einer leichten Schneedecke, die Straßen und Gehwege sind rutschig und nicht immer so geräumt, wie es sein sollte: Für alleinstehende ältere Menschen kann der Winter schnell zu einem Problem werden.

"Auch im Winter müssen Senioren natürlich zur Post gehen oder irgendwelche Angelegenheiten erledigen. Für alleinstehende Senioren gibt es für solche Fälle Assistenzdienste. Und wenn sie sich bei einem solchen Wetter nicht mehr sicher genug fühlen, um spazieren zu gehen, dann kann der Assistent sie auch in den Park begleiten, so dass sie nicht den ganzen Winter zu Hause in der Wohnung sitzen müssen."

Dies sagt Marie Susterova vom Prager Städtischen Zentrum für Soziale Dienste und Prävention. Mit dem Angebot von sozialen Diensten und Hilfeleistungen nicht nur für ältere Menschen, sondern für alle Unterstützungsbedürftigen kennt sie sich bestens aus: Susterova leitet das Prager Informationszentrum KONTAKT, das die Angebote der städtischen, kirchlichen und privaten Organisationen sammelt und Prager Bürger berät. Speziell für Senioren hat KONTAKT gerade jetzt im Winter ein Adresshandbuch herausgebracht. Dessen dringendste Aufgabe sieht Susterova darin, die Menschen auf die bestehenden Angebote überhaupt aufmerksam zu machen und sie zu ermutigen, die Hilfe anzunehmen:

"Ich kann nicht sagen, dass es jetzt im Winter mehr Anfragen als sonst gibt, aber ich denke, das liegt eben gerade daran, dass viele keine Vorstellung haben, wer ihnen bei ihren Problemen helfen könnte und sich deshalb gar nicht erst zu uns kommen. Aber wenn sie von uns Informationen bekommen, dann finden sie vielleicht den Mut, sich an eine Einrichtung zu wenden, und die Dinge lassen sich lösen."

Das Prager Informationszentrum KONTAKT besteht bereits seit fünf Jahren und wurde nach dem Vorbild von westeuropäischen Kommunen eingerichtet. Neben Broschüren und Informationsmaterial können Hilfsbedürftige oder ihre Angehörigen hier vor allem persönliche Beratung bekommen - das Büro liegt leicht erreichbar im Eingangsbereich einer Metrostation in der Innenstadt. Miroslav Luczka, der Leiter des Städtischen Zentrums für soziale Dienste und Prävention, das auch das Informationszentrum betreibt, legt Wert auf Kundenfreundlichkeit und den Abbau von Schwellenangst:

"Täglich kommen hier dutzende Menschen, die eine Auskunft brauchen, persönlich vorbei. Wir sind hier keine Behörde und können uns für die Menschen Zeit nehmen - ich glaube, dass sich die Kollegen den Menschen hier wirklich widmen können."

Das Adresshandbuch für Senioren füllt eine fühlbare Lücke und stößt nicht nur bei älteren Menschen auf Interesse. Es erscheint bereits in der zweiten Ausgabe, erläutert Marie Susterova von KONTAKT:

"Die erste war innerhalb von eineinhalb Jahren vergriffen und es gab großes Interesse nicht nur von Seiten der Senioren, sondern auch von Sozialarbeitern in Krankenhäusern und Städtischen Behörden sowie überhaupt von allen Institutionen, die mit alten Menschen arbeiten - besonders auch von Ärzten, da sie häufig Senioren in der Praxis haben, und ihnen diese Broschüre so helfen kann."

Das Handbuch versteht sich jedoch nicht nur als Adressverzeichnis von Pflegediensten, sondern möchte alten Menschen und deren Angehörigen in allen Bereichen Unterstützung bieten, damit die Senioren so lange wie möglich ein selbstständiges Leben führen können. Dem Leiter des Leiter des Städtischen Zentrums für soziale Dienste, Miroslav Luczka, ist es daher wichtig, möglichst breit auf die Bedürfnisse der älteren Menschen einzugehen - auch in Bereichen, an die man vielleicht nicht sofort denkt.

"Hervorheben möchte ich, dass wir uns in dem Adressbuch auch den kleinen Lieblingen widmen, den Haustieren, die oft die einzige Gesellschaft vieler alter Leute sind. Hier gibt es auch zum Beispiel Adressen von Tierheimen, an die man sich wenden kann, wenn um die Tiere geht, denn die sind im Leben älterer Leute sehr wichtige Gefährten."

Aus der fünfjährigen Beratungstätigkeit des Informationszentrums KONTAKT kennt Marie Susterova die Probleme der alten Menschen. Dabei geht es nicht nur um körperliche Gebrechen und Einsamkeit. Ältere Menschen gehören zu den schwächsten Gliedern der Gesellschaft, und aus den Anfragen kann Susterova ablesen, dass häufig versucht wird, die Abhängigkeit oder auch die Verunsicherung mancher Senioren auszunutzen.

"Immer häufiger wenden sich Menschen mit Fällen von -wie ich sage - ökonomischer Ausbeutung an uns. Die Familie oder jemand aus der Umgebung drängt darauf, dass sie noch zu Lebzeiten das Eigentum überschreiben. Wenn sich die Betroffenen an uns wenden, können wir ihnen helfen, denn wir bieten auch eine kostenlose Rechtsberatung an. "

Foto: Europäische Kommission
Schwierig ist auch der Umgang mit dem Thema Gewalt. Während in der Gesellschaft inzwischen ein Problembewusstsein für Gewalt gegen Frauen besteht, ist Gewalt gegen ältere Menschen praktisch immer noch ein tabuisiertes Thema, so Miroslav Luczka:

"Der Umfang von Gewalt gegen Senioren ist dabei, glaube ich, weitaus höher, allerdings findet sie noch stärker im Verborgenen statt. Die älteren Leute haben nicht so viele Institutionen hinter sich und das Problem erhält auch nicht so viel Aufmerksamkeit zum Beispiel von den Medien. Oft sprechen die Opfer der Gewalt nicht einmal selbst darüber, und können auch nicht darüber sprechen."

Das Prager Informationszentrum KONTAKT möchte auch in solchen Fällen Ansprechpartner und Vertrauensstelle für Senioren sein und damit helfen, eine Lobby für ältere Menschen aufzubauen. Daneben aber ist es den Mitarbeitern von KONTAKT und den Herausgebern des Informationshandbuches für Senioren wichtig, dass es bei ihrer Arbeit keineswegs nur um Krankheit und Probleme geht. Wichtige Bereiche sind auch Freizeit und Bildung, erläutert Marie Susterova, denn ältere Menschen bleiben heute zunehmend länger aktiv und wollen ihren Lebensabend ausgefüllt genießen:

"Für solche Senioren haben wir ein breites Angebot von Klubs und interessanten Freizeitangeboten, die fast ein Drittel des Gesamtumfangs der Broschüre ausmachen. Das Heft richtet sich also nicht nur an Senioren, die Hilfe und Betreuung brauchen, sondern auch an solche, die aktiv sind und sich auf das Alter gut vorbereiten wollen."