Interreligiöser Dialog im Senat
Einen interreligiösen Dialog zu führen und sich dabei über konkrete gemeinsame Aufgaben zu einigen, dies war eines der Ziele der Konferenz, die am vergangenen Mittwoch im Prager Senat veranstaltet wurde. An der Konferenz nahmen Vertreter verschiedener christlicher Glaubensgemeinschaften sowie der Juden und der Moslems teil. Organisiert wurde das Treffen von der katholischen Gemeinschaft Sant´Egidio unter der Schirmherrschaft von Senator Daniel Kroupa. Den Initiator der Konferenz, Prof. Albert-Peter Rethmann fragte ich nach den Beweggründen für die Prager Tagung:
Nach der Bedeutung eines solchen Treffens fragte ich den Synodalsenior der evangelischen Kirche der böhmischen Brüder, Joel Ruml:
"Ich meine, dass der Beitrag dieser Begegnung in der Fähigkeit besteht, einen Weg zusammen zu gehen und dann auch darüber zu diskutieren, in welchen Bereichen wir zusammenarbeiten können und in welchen Bereichen wir allein handeln müssen - als Kirchen oder Glaubensgemeinschaften."Das Treffen wurde unter dem Motto "Mut zum Frieden" organisiert. Das tschechische Wort "mír" (Frieden) ist jedoch noch aus der kommunistischen Zeit diskreditiert. Waren sich die Veranstalter des Treffens dessen bewusst, dass dieser Begriff derart belastet ist? Professor Rethmann meinte:
"Ja, das war auch eine Sorge von uns, weil wir auf unseren Plakaten geschrieben haben: Mut zum Frieden - Dialog zwischen den Religionen im Geist von Assisi. Wenn wir schreiben ´Mut zum Frieden´ und dabei das Wort ´mír´ gebrauchen, wissen wir, dass dieses Wort von einer Ideologie einfach missbraucht worden ist. Wir konnten aber auch das alte Wort ´pokoj´ nehmen, weil Frieden nicht etwas Altmodisches ist, sondern eine Herausforderung der Religionen heute. Deswegen war es uns heute ein Anliegen, nach Wegen zum Frieden zu suchen, und zwar gemeinsam mit den Religionen, denn eins ist uns klar: die Religionen finden dann zueinander, wenn sie eine gemeinsame Aufgabe finden."
Nach Meinung des Landesoberrabbiners Karol Efraim Sidon wäre es nützlicher, wenn sich die Religionsvertreter anstelle der Verbreitung allgemeiner Floskeln über praktische Vorhaben einigen würden. Prof. Rethmann dazu:"Mir hat es sehr gut gefallen, was der Oberrabbiner von Prag gesagt hat - dass wir wirklich konkrete Schritte suchen müssen. Wir haben das heute Abend so zusagen versucht, ein Pro zu suchen und nicht immer ein Kontra. Wir wollen uns nicht gegen andere definieren, sondern wir wollen gemeinsam für etwas eintreten. Ich glaube, das kann sich auf verschiedenen Ebenen bewegen. Und ich meine, wir sollten das nicht beschränken auf irgendeine Lobbyarbeit in der Politik."