Ivan Jandl – erster tschechischer Oscar-Star

Ivan Jandl (links) im Streifen „Die Gezeichneten“ (Foto: Metro-Goldwyn-Mayer (MGM))

Vor 30 Jahren starb er, fast in Vergessenheit geraten. Nun ehrt ihn der Tschechische Rundfunk.

Ivan Jandl mit Montgomery Clift  (Foto: Metro-Goldwyn-Mayer  (MGM))
„The Search“ heißt der Film, der Ivan Jandl berühmt machte. In dem Streifen von 1948 spielt er einen Jungen, der nach dem Zweiten Weltkrieg seine Mutter sucht – an der Seite von US-Star Montgomery Clift.

Der halbdokumentarische Film (auf Deutsch „Die Gezeichneten“) über die schwierige Familienzusammenführung war in schweizerisch-amerikanischer Koproduktion entstanden. Im Verlauf des Castings für den Streifen erhielt Regisseur Fred Zinnemann einen Tipp. Der führte ihn nach Prag, wie sich Ivan Jandl 1966 erinnerte:

„Der Regisseur kam damals in das Gebäude des Tschechoslowakischen Rundfunks, weil er praktisch in ganz Europa nach Kinderdarstellern suchte. Er besuchte eine Probe des Rundfunkkinderchors, dort hat er unter anderem auch mich gehört. Auf diese Weise bin ich in die Schweiz gekommen, wo ein Teil der Szenen gedreht wurde. Hierzulande lief der Film bei den Festivals in Marienband und Zlín. Er kam aber nicht in die Kinos, und nur wenige Menschen konnten ihn also sehen.“

Ivan Jandl  (links) im Streifen „Die Gezeichneten“  (Foto: Metro-Goldwyn-Mayer  (MGM))
Ganz anders in den USA oder auch Österreich, dort begeisterte der Streifen die Kinobesucher. Und Ivan Jandl überzeugte als elfjähriger Junge sogar die Fachwelt: 1949 erhielt er einen Oscar für seine Rolle – der erste überhaupt für einen tschechischen Schauspieler. Doch der Geehrte flog nicht, wie heute üblich, nach Hollywood. Und in der damaligen Presse der Tschechoslowakei erschien nur eine kurze Mitteilung unter „Vermischtes“.

Auch das Versprechen einer großen Karriere erfüllte sich nicht. Denn 1948 hatten die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei übernommen. Die Filmhistorikerin Eva Urbanová:

„Es gab weitere Angebote für Jandl aus dem Ausland, denn die Produzenten hatten sein Talent erkannt. Vom Regime bekamen sie jedoch die Antwort, dass der Junge in seiner Heimat mit besseren Rollen versorgt würde. Dazu kam es aber nicht. Letztlich erhielt er nur noch drei kleine Kinderrollen.“

Gedenktafel im Atrium des Funkhauses  (Foto: Ondřej Tomšů)
Nach einem Studium, das er aber nicht abschloss, nahm Ivan Jandl 1965 eine Stelle beim Tschechoslowakischen Rundfunk an.

„Er war dann viele Jahre beim Rundfunk als Moderator angestellt, und das mit großem Erfolg. Ivan Jandl hatte eine wunderschöne Stimme. Auf alten Aufnahmen ist zu hören, mit welch samtener Stimme er den Ohren schmeichelte“, so Zuzana Foglerová aus der Pressestelle des Tschechischen Rundfunks.

Weil Jandl aber während des Prager Frühlings zum sogenannten „Klub engagierter Parteiloser“ gehört hatte, musste er 1972 seinen Radioberuf aufgeben. Das warf ihn schließlich aus der Bahn. Völlig vereinsamt, wehrte er sich am Ende nicht einmal mehr gegen seine schwere Erkrankung: Mit 50 Jahren starb er am 21. November 1987 an den Folgen einer Diabetes. Nun hat der Tschechische Rundfunk eine Gedenktafel für Ivan Jandl gestiftet, sie befindet sich im Atrium des Funkhauses in Prag.

Autor: Till Janzer
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