IWF-Chef Köhler lobte Stand der Vorbereitungen für Kongress in Prag
Nur noch knapp zwei Monate verbleiben, bis Ende September in Prag die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank stattfinden wird. Aus diesem Grund weilte IWF-Chef Horst Köhler am Montag in der tschechischen Hauptstadt, um sich vom Stand der Vorbereitungen auf dieses Großereignis höchstpersönlich zu überzeugen. Lothar Martin war bei der Stippvisite des IWF-Exekutivdirektors für Radio Prag vor Ort.
Doch dieses Jahr ist alles etwas anders, bewegt doch die bevorstehende Jahrestagung von IWF und Weltbank bereits im Vorfeld die Gemüter. Denn das Pro und Kontra der Veranstaltung, zu der rund 15.000 Tagungsteilnehmer aus aller Welt und bis zu 50.000 Gegner der Globalisierung, die gegen die Tätigkeit des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Prag demonstrieren wollen, erwartet werden, wird derzeit heiß diskutiert.
Was liegt näher, als dass sich in diese Diskussion nunmehr auch der Mitinitiator der Veranstaltung, der tschechische Präsident Vaclav Havel, einschaltete. Nach seinem Treffen mit IWF-Chef Köhler sagte er vor Journalisten: "Meiner Meinung nach ist die bevorstehende Tagung des IWF und der Weltbank eine große Chance für unser Land. Zum ersten Mal in der Geschichte von Prag und möglicherweise auch letztmalig auf Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hin wird sich hier in einer solch großen und repräsentativen Anzahl die Weltgesellschaft zusammen finden, um über die Zukunft der Menschheit, über die Zukunft der Zivilisation, deren große Widersprüche und die Art und Weise, wie diese zu lösen sind, zu debattieren."
Havel ist bei diesem Gedanken besonders angetan vom Zeitpunkt der Tagung, da sie gewissermaßen an der Schwelle zum dritten Jahrtausend in der tschechischen Metropole stattfindet. Weniger begeistert zeigte sich Havel dagegen über die Diskussionen und Veröffentlichungen hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen auf dieses Großereignis: "Ich muss gleichzeitig aber gestehen, dass es mir leid und etwas weh tut, wenn ich verfolge, dass die überwiegende Mehrheit der gegenwärtigen Publikationen bei uns insbesondere der Dimension der Sicherheitsvorkehrungen gewidmet ist, wobei ich der Meinung bin, dass dies nicht nur die Schuld der Journalisten, sondern auch die von Repräsentanten des Staates ist. Wir können täglich Artikel lesen und Nachrichten hören darüber, auf was die Polizei alles vorbereitet sein muss, aber kaum etwas über die beiden Institutionen selbst, über deren Arbeit, deren Erfolge und Misserfolge und die Frage, warum sie von so vielen Leuten kritisiert werden. Gewiss sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen unvermeidbar, aber die Berichterstattung kommt mir so vor, als wenn uns ein Bürgerkrieg bevorstehe und sich alle bereits darauf freuen, wenn die Aktion vorbei ist. Dabei sollte man die Tagung positiv aufnehmen und sie vielmehr als eine Chance für unser Land sehen, dass Prag für eine Woche zum Schauplatz einer offenen Diskussion über die Zukunft unserer Welt werden wird."
IWF-Chef Horst Köhler brachte in seinen Ausführungen mehrfach zum Ausdruck, dass er besonders erfreut darüber ist, dass die Tagung am Vorabend des dritten Jahrtausends nicht nur im schönen Prag, sondern vor allem unter der Schirmherrschaft von Präsident Vaclav Havel stattfindet, einem Politiker, der dem Gedanken einer weltoffenen, auf konstruktivem Dialog basierenden Diskussion so positiv gegenüber steht. Zu seinen Eindrücken über den Stand der organisatorischen Vorbereitungen sagte Köhler am Montag: "Heute morgen habe ich die Tagungsstätte, das Prager Kongresszentrum besucht, und ich konnte mit eigenen Augen sehen, dass die logistische Vorbereitung der tschechischen Organe sehr gut vorangeschritten ist, worüber ich sehr erfreut bin."
Mehr zum Besuch von IWF-Chef Horst Köhler in Prag, zum Stand der Vorbereitungen auf die Jahrestagung von IWF und Weltbank, vor allem aber auch über die Meinungen von Tagungs- und Globalisierungsgegnern können Sie in unserem Schauplatz am Sonntag um 14 und 17 Uhr bzw. am Montag um 8.30 und 12 Uhr erfahren.