Jahrestag: Vor 100 Jahren starb Franz Joseph I.

Franz Joseph I. (Foto: ČT24)

Vor 100 Jahren starb Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. An den Monarchen wird in diesen Tagen auch in Tschechien erinnert. Immerhin prägte seine 68-jährige Regentschaft auch die Länder der böhmischen Krone.

Franz Joseph I.  (Foto: ČT24)
„Erfreulich ist es, die Fortschritte zu verfolgen, welche im Laufe der letzten Jahrzehnte durch das Ineinandergreifen von Wissenschaft und Technik erzielt wurden“, sagte Kaiser Franz Joseph I. in einer Phonogrammaufnahme vom August 1903. Und das, obwohl er eher konservativ war, was die Benutzung neuer Technologien betraf. Die Zeit Franz Joseph I. war allgemein eine Epoche des technischen und politischen Wandels.

In der Zeit der Ersten tschechoslowakischen Republik herrschte eine höchst negative Meinung sowohl über den Kaiser als auch die Monarchie. Historiker Vít Vlnas von der Prager Karlsuniversität sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen.

„Die Erste Republik musste Distanz schaffen zu Österreich. Dazu gehörte auch, das Bild Österreichs schwarz zu malen. Das negative Bild hatte seinen Ursprung in den letzten Jahren der Monarchie und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Es lebte jedoch eher im ideologischen Bereich. Denn jeder hatte eine persönliche Erfahrung mit Österreich, und diese war bei weitem nicht immer negativ.“

Vít Vlnas  (Foto: Adam Kebrt,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Vorstellung, dass ein Herrscher oder ein Staatsoberhaupt alle Probleme lösen würde, war hierzulande unter großen Teilen der Bevölkerung verbreitet. Auch in der Ersten Republik seien einige Charakteristika des Kaisers auf den ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten übertragen worden, sagt der Historiker:

„Dies ist dadurch gegeben, dass dieselben Lehrer und Journalisten, die zuvor Franz Joseph huldigten, nun Tomáš Garrigue Masaryk zu feiern begannen.“

Die Porträts des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten hoch zu Ross erinnerten sehr an die offiziellen Porträts des Kaisers, meint Vlnas.

Marie Bahenská  (Foto: ČT24)
Historikerin Marie Bahenská vom Masaryk-Institut merkte im Tschechischen Fernsehen an, wie stark die Epoche von Franz Joseph die Länder der Böhmischen Krone beeinflusst hat.

„Es ist wichtig zur Kenntnis zu nehmen, dass sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Modernisierungsprozesse in den Böhmischen Ländern abgespielt haben. Die Länder haben sich damals grundlegend verändert, die Verwandlungen waren nicht nur in den Städten bemerkbar. Genauso wie Wien zu einer modernen Metropole wurde, entwickelte sich auch Prag zu einer modernen Großstadt. Die Stadtmauern wurden abgerissen, es entstanden viele neue Bauten. Der Lebensstil, die Wohnkultur sowie die Unterhaltungsformen änderten sich. Das war eine ganz andere Gesellschaft als Mitte des 19. Jahrhunderts.“

Schloss Konopiště  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Anlässlich des 100. Todestags von Franz Josef I. fand eine Konferenz im Senat des tschechischen Parlaments statt. Im Schloss Konopiště / Konopischt werden an diesem Montag Sonderführungen veranstaltet. Auch im Schloss Zákupy / Reichstadt in Nordböhmen, das als Sommerresidenz der Habsburger diente, zeigt eine Sonderausstellung.