Jan Hus – Reformator der tschechischen Rechtschreibung
Willkommen bei Tschechisch gesagt, liebe Hörerinnen und Hörer. Auch unser heutiger Sprachkurs steht im Zeichen des Staatsfeiertages. Jan Hus war nämlich nicht nur ein bedeutender Kirchenreformator, sondern auch ein Reformator der tschechischen Rechtschreibung – pravopis.
Die Tschechen verdanken Jan Hus eben das, was für Tschechisch heute so typisch ist – die Häkchen – háčky und Striche – čárky. Einen Strich schreibt man über einem Vokal – samohláska, der lang ausgesprochen wird: á, é, í, ó, ú, ý. Ein Häkchen – háček steht wiederum über so genannten weichen Konsonanten – měkká souhláska– ž, š, č, ř, č, ď, ť, ň. Und außerdem noch über dem weichen e – ě. Ein spezifisches Zeichen ist ein kleiner Kreis - kroužek, der über dem langen u mitten im Wort geschrieben wird - ů.
Diese Zeichen heißen diakritische Zeichen – diakritická znaménka. Sie haben die so genannten spřežky ersetzt, die im Tschechischen früher üblich waren. Die weichen Konsonanten wurden durch eine Zusammenrückung mehrerer Buchstaben zum Ausdruck gebracht, so wie man es bis heute im Deutschen, wie zum Beispiel bei sch, tut. Eine spřežka wurde im Tschechischen aber behalten, und zwar „ch“, geschrieben als „c“ plus „h“.
Die diakritische Rechtschreibung – diakritický pravopis wird in der lateinisch geschriebenen Schrift „De orthographia Bohemica“ Anfang des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal vorgeschlagen. Dort stehen Striche über den langen Vokalen und Punkte über den weichen Konsonanten, aus denen sich später die Häkchen entwickelt haben. Diese Schrift wird eben Jan Hus zugeordnet, obwohl seine Autorschaft in der letzten Zeit in Zweifel gestellt wird. Sie wurde allerdings nicht widerlegt, und so gilt Jan Hus weiterhin als Reformator der tschechischen Orthographie. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!