Jan Masaryk eröffnet im September 1939 die tschechischen Sendungen der britischen BBC
Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg, der auch den in der Mitte des Kontinents lebenden Tschechoslowaken Tod und Zerstörung brachte. Ihr Land war bereits seit Monaten von Deutschland besetzt. Ihre führenden demokratischen Politiker waren zum größten Teil ins Exil geflüchtet. Einer, der zu diesem Zeitpunkt bereits im Ausland war, war Jan Masaryk, der spätere tschechoslowakische Außenminister. Seinen Posten als tschechoslowakischer Botschafter in London hatte er zwar bereits nach dem Münchener Abkommen, und der damit verbundenen Abtretung der Sudetengebiete, im Herbst 1938 aufgegeben. Masaryk blieb jedoch in der englischen Hauptstadt, und kämpfte dort auf diplomatischer Ebene für die Belange der Tschechoslowakei.
Eine Woche nach Kriegsausbruch wendete sich Jan Masaryk aus London an seine Landsleute in der Heimat.
„Ich habe die große Ehre erhalten, die Sendungen des englischen Rundfunks in tschechischer Sprache zu eröffnen. Der ruhmreichen und geliebten tschechischen Nation sende ich die Grüße, die Liebe und das unerschütterliche Vertrauen aller Tschechoslowaken im Ausland“, verkündete Jan Masaryk am 8. September 1939.
Mit der Radioansprache Masaryks begann die britische BBC täglich ein 15-minütiges Programm auf Tschechisch auszustrahlen. Genau eine Woche zuvor hatte Hitler mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg begonnen.
„Durch Edvard Beneš haben wir erklärt, dass wir uns im Kriegszustand befinden mit Nazi-Deutschland, mit Hitler und seiner Bande. Die Stunde der Vergeltung rückt näher. Die Geduld der westlichen Demokratien ist am Ende, und der Kampf zur Vernichtung des Nationalsozialismus hat begonnen. Unser Ziel ist eine freie Tschechoslowakei in einem freien Europa und dafür sind wir zu allen Opfern bereit. Es kommt der Tag, an dem der Nationalsozialismus und mit ihm eure Unterdrücker aus unserem Land verschwinden.“
Während des Krieges wurden die tschechischen Sendungen der BBC zu einem der Sprachrohre der tschechoslowakischen Exilregierung unter Edvard Beneš, die ab Sommer 1940 ihre Arbeit in London aufnahm. Jan Masaryk, der Sohn des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk, wurde Außenminister der Exilregierung. Gegen Ende des Jahres 1939 wurden aus London bereits dreimal täglich 15 Minuten auf Tschechisch und gelegentlich auch auf Slowakisch gesendet.
„Hört die Sendungen aus London jeden Tag, denn sie liefern euch wahre und objektive Nachrichten“, forderte Masaryk seine Landsleute in der Heimat auf.
Das Hören der Sendungen war allerdings auf dem Gebiet der Tschechoslowakei unter Todesstrafe verboten. Jan Masaryk versuchte daher, die Hoffnung der Tschechoslowaken auf ein Ende des Terrors am Leben zu halten und versicherte ihnen die Solidarität der Landsleute im Exil:
„Wir sind stolz, wenn wir von eurer Einheit hören, von eurem stillen und hartnäckigen Widerstand. Auch wir im Ausland schreiten vereint mit euch dem Ziel entgegen, das keine Kompromisse kennt. Das tschechoslowakische Problem ist ein unteilbares Problem des gegenwärtigen Europas und deshalb, ruhmreiche und teure Landsleute, seid versichert, dass die Hoheit über Eure Angelegenheiten auch wieder in Eure Hände zurückkehren wird. Seid gegrüßt und auf Wiedersehen in Prag!“
Bis zu einem Wiedersehen in Prag sollten allerdings noch fast sechs Jahre vergehen. Dazwischen lag das Millionenfache Morden des Zweiten Weltkrieges.