Jan Sokol: "Tschechisch-deutsche Karte" wurde von Politikern missbraucht
Das Datum der dritten Wahlrunde zu den tschechischen Präsidentschaftswahlen nähert sich, die Regierungskoalition hat inzwischen ihren gemeinsamen Kandidaten gefunden. Nachdem die Gesetzgeber der stärksten Regierungspartei - die Sozialdemokraten - am Mittwoch Professor Jan Sokol ihre Zustimmung gegeben haben, wird der 66-jährige Parteilose nun auch von den beiden anderen Regierungsparteien unterstützt. Mehr dazu von Martina Schneibergova.
"Die Abgeordnetenfraktion der Freiheitsunion-Demokratischen Union befasste sich mit Jan Sokols Präsidentschaftskandidatur und sprach sich einmütig für die Unterstützung Sokols bei der Präsidentenwahl aus."
Die Christdemokratische Volksunion (KDU-CSL) ist die Partei, der Sokol offensichtlich am nächsten steht. Nach dem Treffen mit den christdemokratischen Abgeordneten am Freitagvormittag bestätigte Parteichef und Außenminister Cyril Svoboda, dass Sokol auch von den Christdemokraten unterstützt werde. Mit der offiziellen Nominierung Sokols als Präsidentschaftskandidat kann man Svoboda zufolge in den nächsten Tagen rechnen.
Noch bevor Jan Sokol mit den einzelnen Parlamentsfraktionen zusammentraf, gewährte er dem Tschechischen Rundfunk ein Gespräch, in dem er u. a. nach seiner Haltung zu den Sudetendeutschen gefragt wurde. Denn gerade Sokols für tschechische Verhältnisse "deutschfreundliche" Haltung war von einigen Sozialdemokraten kritisiert worden. Jan Sokol meinte in diesem Zusammenhang:
"Es geht darum, worin man den Kern der Sache suchen muss. Für mich ist er in der sogenannten ´tschechisch-deutschen Karte´ zu suchen - d. h. in den Befürchtungen, die es da gibt, und die verschiedene Politiker zu geeigneten Momenten missbrauchen. Die Republikaner lebten Jahre lang nur davon, dass sie in den Menschen die Angst vor den Deutschen erweckt haben. Die ist hoffentlich heutzutage passé, die Verhältnisse haben sich verändert. Die Zusammenarbeit ist sehr gut - ich sehe es im Schulwesen oder in der Wissenschaft. Die Gesellschaft ist nicht mehr dieselbe wie vor acht Jahren."
Vor acht Jahren unterzeichnete Jan Sokol die Petition "Versöhnung 95", was ihm gerade von einigen Sozialdemokraten vorgeworfen wurde. Auf die Frage, ob er seine Unterschrift unter der Petition jetzt zurücknehmen würde, antwortete Jan Sokol mit einem entschiedenen Nein.