Janáčeks Opernsatire: Vom Mond zu den Hussiten

„Die Ausflüge des Herrn Brouček“ (Foto: Patrik Borecký, Archiv des Prager Nationaltheaters)

In Prag werden „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ seit voriger Woche in einer neuen Inszenierung aufgeführt.

„Die Ausflüge des Herrn Brouček“  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Prager Nationaltheaters)
Es ist die einzige Oper von Leoš Janáček, die in Prag ihre Weltpremiere erlebte. Das satirische Opus „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ wurde 1920 im Prager Nationaltheater uraufgeführt. Vorige Woche hatte dort eine Neuinszenierung des Werks die Premiere.

Die Oper entstand als absurde Burleske über die chronischen Moralverfehlungen eines tschechischen Kleinbürgers. Als Vorlage dienten dem Komponisten satirische Novellen des tschechischen Schriftstellers Svatopluk Čech aus den 1880er Jahren. Janáčeks Werk trägt den Untertitel „Opernbilogie“. Auch musikalisch handele es sich um zwei eigenständige Werke, die von der Rückkehr des Herrn Brouček in die Gaststätte Vikárka umrahmt seien, sagt Dirigent Jaroslav Kyzlink. Er hat die Oper mit dem Ensemble des Nationaltheaters einstudiert.

Jaroslav Kyzlink  (Foto: Ilona Sochorová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Nach der Jenufa suchte Janáček lange nach einem Thema für eine weitere Oper. Er entschied sich für diese Satire und schrieb den Ausflug des Herrn Brouček auf den Mond. Dann vergingen zehn Jahre. Und nach 1918 wurde der Komponist vom damaligen Dramaturg des Nationaltheaters aufgefordert, mit einem Werk auf die Entstehung der selbständigen Tschechoslowakischen Republik zu reagieren. Der Komponist schrieb noch einen weiteren Ausflug des Herrn Brouček, diesmal ins 15. Jahrhundert. Zwischen den beiden Teilen bestehen musikalische Unterschiede. Über den Ausflug auf den Mond wird gesagt, dass er ein herrlicher surrealistischer Walzer sei. Die Musik fließt in einem leichten Rhythmus dahin. Im Ausflug zu den Hussiten erklingen dagegen Glocken, eine Orgel, die Instrumentation ist sehr farbenreich.“

„Die Ausflüge des Herrn Brouček“  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Prager Nationaltheaters)
Die Regie der Oper im Nationaltheater hatte die Slowakin Sláva Daubnerová. Für sie sei das Werk sehr aktuell, sagt die Regisseurin.

„Ich wollte die Oper aber nicht in heutigen Kulissen inszenieren. Dennoch denke ich, dass der Zuschauer bestimmte Parallelen zur heutigen Zeit entdeckt. Unter dem Einfluss der jüngsten Ereignisse in der Slowakei hat für mich der zweite Teil, der bei den Hussiten im Kampf für die Freiheit spielt, noch mehr an Bedeutung gewonnen. Matěj Brouček stellt für mich einen Durchschnittsbürger dar, der seiner Umgebung mit Apathie begegnet. Den Teil der Oper mit den Hussiten haben wir versucht, als monumentales Denkmal zu inszenieren. Alle Gestalten sehen wie Bronzefiguren aus. Nur Herr Brouček unterscheidet sich von ihnen.“

Jaroslav Březina  (Mitte). Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Prager Nationaltheaters
Die Titelrolle von Matěj Brouček singt der Tenor Jaroslav Březina. Er halte die Oper für genial, sagt der Tenor.

„Die Oper zeigt viel Menschliches, sie ist auch voller Gefühle. Hoffentlich werden auch die Zuschauer dies akzeptieren. Für den Sänger gibt es dort einige technisch komplizierte Passagen. Ich habe mich mit dem Herrn Brouček schon lange beschäftigt. Es ist bereits die dritte Inszenierung der Oper, in der ich ihn singe. Trotzdem habe ich jetzt wieder mit dem Studium der Rolle von Anfang an begonnen. Wenn der Zuschauer die Musik sowie den Text aufmerksam verfolgt, dürften ihn die Erlebnisse und das Phantastische an der Oper bezaubern.“

Die Oper „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ wird im Prager Nationaltheater aufgeführt, und zwar noch am 5. und 15. April sowie am 20. und 29. Mai.