Jedlicka-Institut für körperlich behinderte junge Leute feiert 90. Geburtstag
Der 90. Geburtstag wird dieser Tage im sog. Jedlicka-Institut in Prag gefeiert. Es handelt sich um eine Einrichtung, die für die Erziehung und Ausbildung von körperlich behinderten jungen Leuten sorgt. Mehr dazu hören Sie im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.
Das Jedlicka-Institut wurde im Frühling 1913 als erste Einrichtung dieser Art in Böhmen gegründet. Nach seiner Funktion, damals und heute, fragte ich den Direktor des Instituts, Jan Picman:
"Das Profil unserer Schüler hat sich im Laufe der Zeit selbstverständlich gewandelt. Am Anfang gab es hier mehr Menschen, die eine Verletzung erlitten hatten. Heute bilden den Großteil junge Leute, die an Kinderlähmung leiden. Dies hat eine körperliche Behinderung und gewissermaßen auch Probleme etwa mit der Konzentration im Unterricht zur Folge.
Der Sinn der Einrichtung besteht darin, diese Leute auszubilden, und daneben auch weitere Dienstleistungen im Rahmen einer komplexen Rehabilitation zu bieten. Wir wollen die Menschen darauf vorbereiten, dass sie sich ins normale Leben integrieren können: in die Arbeit, ins Zusammenleben mit anderen Leuten usw."
Jan Picman hat diesbezüglich einen Wunsch geäußert, nämlich dass die Gesellschaft gegenüber den Behinderten aufmerksamer wird. Z.B. würden Autofahrer häufig nicht daran denken, dass sie einen Behinderten in eine schwer lösbare Situation bringen, wenn sie vor einer Auffahrt auf dem Bürgersteig parken. Um darauf aufmerksam zu machen, sollen in Kürze einige TV-Spots ausgestrahlt werden, die anlässlich des Jubiläums gemacht wurden.
Das Institut ist für Kinder ab 6 Jahren bestimmt. Etwa 180 Kinder besuchen heute die Schulen des Instituts - eine Grundschule sowie sieben höhere Stufen, von denen das Gymnasium und die Schule für Soziales und Verwaltung mit dem Abitur abgeschlossen werden. Die Hälfte dieser Schüler wohnt während der Arbeitswoche im Institutsinternat, die andere kommt lediglich zum Unterricht in die Schule. Interessant ist dabei, dass die Kapazität seit 1996 um ein Drittel reduziert wurde, weil immer mehr behinderte Kinder in normale Schulen integriert werden.
Die 90jährige Geschichte der Einrichtung, aber auch etwa Erzeugnisse der heutigen Schüler werden seit diesem Donnerstag in einer Ausstellung im Altstädter Rathaus dokumentiert. Außerdem wird anlässlich des Geburtstags am Gebäude des Instituts auf dem Prager Vysehrad eine Gedenktafel enthüllt, die an den ersten Direktor, Frantisek Bakule, erinnern soll.