Jüdisches Museum in Prag begeht hundertjähriges Jubiläum

Jüdisches Museum in Prag

Den Besuch des alten jüdischen Friedhofs und wenigstens einer der in seiner Nähe liegenden Synagogen lassen sich Prag-Touristen selbst bei einer nur kurzen Visite meist nicht entgehen. Diese Sehenswürdigkeiten gehören - organisatorisch betrachtet - zum Prager Jüdischen Museum, das in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum begeht. Die Mitarbeiter des Museums präsentierten kürzlich das umfassende Programm, das anlässlich dieses runden Jahrestags vorbereitet wird. Mehr dazu von Martina Schneibergova.

Konzerte, Ausstellungen, Theatervorstellungen und Vorträge zu jüdischen Themen werden das ganze Jahr hindurch im Rahmen des "Jahres mit der jüdischen Kultur" stattfinden, wie das vor kurzem präsentierte Projekt heißt. Das vielfältige Programmangebot beschränkt sich bei weitem nicht nur auf Prag, sondern schließt auch viele andere tschechische Städte mit ein, sagt Museumsdirektor Leo Pavlat:

"Das Jüdische Museum in Prag symbolisiert mit seiner Geschichte die moderne Geschichte der tschechischen Juden. Aus dem Grund wollten wir das Jubiläum nicht nur mit einer einmaligen Veranstaltung begehen. Wir meinten, dass es angebracht ist, anlässlich des runden Jahrestags ein republikweites Projekt zu initiieren. In diesem Zusammenhang sprachen wir verschiedene Kulturinstitutionen sowie ausländische Vertretungen an. Zufälligerweise haben genau 100 Einrichtungen ihre Teilnahme zugesagt."

Leo Pavlat  (Foto: Jana Sustova)
Das Jüdische Museum in Prag wurde 1906 als eines der ersten jüdischen Museen in Mitteleuropa gegründet. Den ummittelbaren Anlass für seine Errichtung stellte der tief greifende Umbau der Judenstadt dar. Man bemühte sich damals, die einzigartigen jüdischen Sehenswürdigkeiten zu retten. Während des Zweiten Weltkriegs haben die Nazis im damaligen Jüdischen Zentralmuseum Kunstgegenstände zusammengetragen, die in Gemeinden in ganz Böhmen und Mähren konfisziert wurden. Während des kommunistischen Regimes wurde das Museum, Anfang der 50er Jahre, auf den Staat übertragen.

Erst 1994 wurden die Gebäude der Prager jüdischen Gemeinde zurückgegeben, die Sammlungen gingen an die Föderation der jüdischen Gemeinden. Heute ist das Prager Jüdische Museum mit mehr als 500.000 Besuchern pro Jahr das meistbesuchte Museum in ganz Tschechien. Der Sekretär der Föderation der jüdischen Gemeinden, Tomas Kraus, hält seine Rückgabe für einen gelungenen Restitutionsfall:

"Vor zwölf Jahren wurde das Museum zurückgegeben. Seitdem hat es sich wirklich bedeutend verändert. Davon können sich die Besucher auf Schritt und Tritt überzeugen."

Dank seiner guten Erträge unterstützt das Museum jüdische Gemeinden in ganz Tschechien. Das Geld werde, so Kraus, nicht nur für die Renovierung historischer Sehenswürdigkeiten verwendet, sondern auch für Sozial- und Bildungsprogramme.