Kaffee trinken und Becher essen

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Die einzige Möglichkeit, derzeit in der Öffentlichkeit auf einen Kaffee zu gehen, ist Coffee to go. Dies bedeutet aber, das Getränk aus einem Einweg-Becher zu konsumieren und die Umwelt zu belasten. Dagegen wollen zwei junge Tschechen mit ihren essbaren Bechern vorgehen.

Die Idee entstand während ihrer Studien an der New York College in Prag: Zuzana Zvěřová und Miroslav Myrončuk haben in Pausen oft Kaffee mit ihren Kommilitonen getrunken und dabei bemerkt, wie viele Papier- und Plastik-Tassen verbraucht und Mülleimer verstopft wurden. Sie haben sich Gedanken gemacht, wie das Kaffeetrinken ohne Müll funktionieren kann, und kamen auf die Idee „Trink aus und iss auf“. Ein Jahr lang experimentierten sie mit Bechern, die man sich als Dessert zum Kaffee gönnen kann, und probierten hunderte Teigrezepte aus. Sie gründeten das Startup „Jedlý kelímek“ („Essbarer Becher“), das mit 500.000 Kronen (19.330 Euro) vom Prager Magistrat gefördert wurde. Mit dem Konzept wandten sie sich dann an das Institut für Prozess- und Verarbeitungstechnik der Technischen Hochschule in Prag. Dort hat Jaromír Štancl das Projekt betreut:

Foto: Jedlý kelímek

„Es sieht etwas komisch aus, dass ein Oblaten-Becher an der Fakultät für Maschinenbau entwickelt wurde. Man würde erwarten, dass sich damit eher Experten im Bereich der Lebensmittelchemie befassen. Aber es ging um die Entwicklung einer funktionierenden Backmaschine für die Becher-Herstellung.“

Der essbare Becher verträgt eine Temperatur von bis zu 85 Grad Celsius und ist erstrangig für Kaffee und heiße Schokolade bestimmt. Man kann aber auch Tee oder Saft darin servieren. Er erinnert an eine Oblaten-Eistüte, unterscheidet sich aber in einigen Eigenschaften von ihr. Jaromír Štancl:

„Jeder Konsument nimmt den Becher in die Hand. Die Tasse muss daher eine feste Außenschicht haben. Aber auch die Innenseite muss fest sein, damit die Flüssigkeit nicht durchsickert. Gleichzeitig muss die Krume dazwischen so porös bleiben, dass sich der Konsument die Zähne daran nicht ausbeißt.“

Nach dem ersten Kontakt mit dem Getränk bleibt der Becher bis zu 40 Minuten knusprig. Das Material ist imstande, die Flüssigkeit bis zu zwölf Stunden in sich zu behalten.

Die Idee der essbaren Becher sei nicht ganz neu, räumt Zuzana Zvěřová ein.

Foto: Jedlý kelímek

„In der Welt gibt es viele essbare Becher, sie werden etwa in Bulgarien, Indien und Neuseeland produziert. Wir unterscheiden uns von ihnen unter anderem dadurch, dass wir eine glutenfreie Variante entwickelt haben, die man sonst nirgendwo findet. Zudem ist der Umweltschutz unsere Motivation. Wir wollen die Becher nicht in Plastik-Folien verpacken, wie es andere Hersteller machen, sondern eine umweltfreundliche Alternative dazu finden.“

Für den Umweltschutz wäre es am günstigsten, wenn man die Becher direkt vor Ort, in den jeweiligen Cafés backen würde. Damit wird aber vorerst nicht gerechnet. Miroslav Myrončuk:

„Wir haben jetzt alle Zeichnungen zum Projekt von der Technischen Hochschule bekommen. Bis September möchten wir die Serienproduktion starten.“

Das Vorhaben, die Oblaten-Becher bei Musikfestivals zu verkaufen, ist vorerst an der Corona-Pandemie gescheitert. Die Becher werden derzeit in etwa Dutzend Cafés in ganz Tschechien angeboten. Sie schmecken süß, haben aber nur 58 Kalorien. Und Zuzana und Miroslav experimentieren bereits auch mit weiteren Varianten. Becher mit Knoblauch-, Speck- oder Käsegeschmack könnten künftig etwa auch Biertrinker  mögen.

Autoren: Markéta Kachlíková , Petr Kološ
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