„Kafka Superstar“: Geschichtenerzähler zeigt die Prager Lieblingsorte des Schriftstellers

Kafka Superstar

Die Erzählreihe „Kafka Superstar“ bringt Interessierten den bekannten Schriftsteller auf eine persönliche und entspannte Art näher. Am Montag und Mittwoch kommender Woche stehen nochmal zwei Erzählabende zu dem Prager Autor an.

In diesem Jahr hätte der Schriftsteller Franz Kafka seinen 140. Geburtstag gefeiert. Sein Leben verbrachte er bekanntermaßen in Prag. Entsprechend gab es schon Veranstaltungen aller Art zu dem mysteriösen Mann mit dem einzigartigen Schreibstil. Kafka als Mensch galt lange als unzugänglich und immerzu depressiv. Das stimme nicht ganz, sagt Przemek Schreck. Er leitet „Die Erzählerei“, einen gemeinnützigen Verein des Geschichtenerzählens. Im Rahmen dessen führt er eine Veranstaltungsreihe durch, in der er mit den Mythen über den Autor brechen möchte und einen komplexeren Franz Kafka zeigen will:

„Auf den ersten Blick erscheinen er und sein Leben relativ simpel und normal. Wenn man jedoch tief in die Materie eindringt und auf diese Art wirklich den Menschen Franz Kafka kennen lernt, merkt man, dass hinter den Mythen und Klischees noch viel mehr steckt. Kafka war gänzlich anders, als uns das die Wissenschaft zu ihm über lange Jahre erzählen wollte.“

Das Goldene Gässchen  (tschechisch Zlatá ulička),  auch Alchemistengasse genannt | Foto: Prager Burg

Schrecks Reihe „Kafka Superstar“ läuft schon seit Juli dieses Jahres. Mit den Veranstaltungen am 4. und 6. September geht sie zu Ende. Der erste Abend handelt von der sagenumwobenen Alchemistengasse knapp unterhalb der Prager Burg, in der Kafkas Schwester ein Haus hatte.

„Einmal zeigte sie dieses Häuschen ihrem Bruder. Kafka gefiel es in der kleinen spartanischen Hütte ausgezeichnet. Sie war wie gemacht für seine Schreibversuche und schon bald war er jeden Tag da. In den kommenden sechs Monaten entstand nahezu der gesamte Landarztzyklus. Am 4. September werde ich über diese aktive Schreibphase in der Alchimistengasse erzählen, aber auch über die Tuberkuloseerkrankung kurz darauf und die bekannten Folgen.“

Franz Kafka: Ein Landarzt | Foto: Verlag Vitalis

Auch wenn es bei Schrecks Ausführungen am Montag kommender Woche um die Alchemistengasse geht, findet die Erzählstunde in einer Wohnung der Familie Kafka im Haus zur Minute am Altstädter Ring statt. Dieses historische Gebäude ist auch der Startpunkt für die letzte Veranstaltung von „Kafka Superstar“ am Mittwoch:

„Wir werden vom Haus zur Minute ausgehend durch die Prager Altstadt wandern und ich werde den Zuschauern und Zuhörern viele Gebäude zeigen, in denen Kafka gewohnt hat. Dann werde ich sie zur Knabenschule führen, dem Gymnasium und der Universität. Zudem stelle ich einen literarischen Salon vor und viele Cafés sowie andere Orte, die Kafka viel besucht hat.“

Haus zur Minute | Foto: Kristýna  Maková,  Radio Prague International

Schreck fährt fort, dass Kafkas Leben sich in einem Umkreis von etwa 500 Metern um den Altstädter Ring abgespielt haben soll. Und das, obwohl er zeitlebens die Stadt verlassen wollte. Dies habe er aber nur für Reisen geschafft.

Im Internet können Karten für den letzten Erzählabend über Franz Kafka und die Tour durch sein Prag reserviert werden. Das sei aber nicht nötig, sagt Schreck:

„Es gibt nicht wirklich Tickets für die Veranstaltung, denn ich bin der festen Überzeugung, dass Kultur kostenlos sein sollte. Man kann einfach zu den Veranstaltungen kommen. Die Wohnung der Familie Kafka im Haus zur Minute ist groß genug, dass alle unterkommen. Auch Menschen, die ohne Anmeldung erscheinen, finden also ein Plätzchen.“

Damit Schreck die Reihe „Kafka Superstar“ so gestalten kann, wie er möchte,  braucht es finanzielle Unterstützung. Die kommt in Form einer Förderung vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.

Franz Kafka – seine Stadt | Foto: Die Erzählerei

Nach dem 140. Geburtsjubiläum in diesem Jahr steht 2024 im Übrigen ein weiteres großes Kafka-Jubiläum an: sein 100. Todestag. Zu diesem Anlass hat Przemek Schreck vor, wieder nach Prag zu kommen und ganz entspannt über den Schriftsteller zu sprechen, der für ihn nie an Aktualität verliert.

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