Kafka und Prag - eine unzertrennliche Verbindung

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Kafka ist nach Prag zurückgekehrt! Die Ausstellung "Die Stadt von K.: Franz Kafka und Prag", die bereits in Barcelona und New York einen großen Erfolg feierte, ist nun nach Prag gekommen und hat am Mittwoch ihre ersten Besucher empfangen. Andrea Fischer und Bára Procházková haben sich auf der Prager Kleinseite in die "Hergetova Cihelna" auf die Spuren von Franz Kafka begeben.

Wer an Franz Kafka denkt, muss auch unweigerlich an Prag denken. Prag beeinflusste in großem Maße das Schaffen des berühmten Schriftstellers. Dieses Thema bietet eine unerschöpfliche Quelle für Kunstschaffende aus der ganzen Welt. Eine neue Interpretation hat der Kurator der Ausstellung, der Direktor der Kulturabteilung des katalanischen Zentrums in Barcelona, Juan Insua, gefunden, der selber aus Argentinien stammt:

"Das Hauptziel dieser Ausstellung ist, vor allem auch den jungen Besuchern unterschiedliche Zugänge zum Werk von Kafka, sowie die Freiheit seiner Interpretation, vorzustellen. Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, ohne wichtige Autoritäten eine Interpretation von Kafka zu machen. Die Interpretation von Kafka soll auch über die Grenzen der jeweiligen Literaturebenen möglich sein."

Die Ausstellung ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil widmet sich dem existenziellen Raum von Kafka, wo seine Biographie dargestellt wird. Der Schwerpunkt des zweiten Teiles ist die Stadt Prag: Er zeigt, wie das städtische Milieu auf das künstlerische Wirken von Kafka Einfluss genommen hat. Die Autoren der Ausstellung gehen von den Dokumenten aus und stellen ein metaphorisches Bild von Kafkas Leben dar. Bilder und Zitate sowie Licht und Musik tragen zur Inszenierung der Ausstellung bei. Die Besucher werden so in die Welt von Kafka eingeführt. Doch sie können auch Neues von Kafka entdecken, sagt Josef Cermak, Literaturhistoriker und Kafkakenner:

"Sonst gibt es da selbstverständlich auch ein paar Dokumente, die Prag noch nie gesehen hat. Aber es sind ziemlich wenig, weil es schwierig ist, etwas Neues bei Kafka in Prag zu finden. Es sind zum Beispiel Dokumente aus Berlin, die von der Beschlagnahmung des Kafkaschen Nachlasses durch die Gestapo stammen. Außerdem gibt es eine Vitrine, wo man Neues sehen kann. Aber das war nicht der Sinn der ganzen Sache: Das Interessanteste ist die Art der Ausstellung."

Die Ausstellung wurde zum Anlass von Kafkas Geburtstag am 3. Juli 1883 eröffnet, zur gleichen Zeit erscheint ein neues Buch mit dem Titel "Franz Kafka, Erfindungen und Mystifikationen". Der Autor Josef Cermak will in seiner Publikation mit den vielen Legenden um den berühmten Prager Schriftsteller aufräumen:

"Kafka war kein Anhänger der anarchistischen Prager Boheme. Kafka war kein Philosoph, der leidenschaftlich die Brentanisten in ihren philosophischen Zirkeln besuchte usw. Und solche Sachen gibt es viele. Zum Beispiel, dass sich Kafka über Stevenson äußert. Kafka sagt an einer Stelle, dass er nie im Leben Stevenson gelesen hat. Diese Leute haben viel in Schriften von Kafka geblättert, ihn aber nicht gut gekannt. Und trotzdem haben sie es gewagt, diese Halblügen und Mythen in die Welt zu schicken."

Die Ausstellung ist von nun an in Prag zuhause, wo auch Franz Kafka wirkte, und zwar für die nächsten zehn Jahre.