Kahlschlag und Einsatz von Chemie: Nationalpark Böhmerwald bekommt Geldstrafe
Wir haben in unseren Sendungen bereits einige Male über den Borkenkäferstreit im Böhmerwald berichtet. Die Umweltfreunde versuchten damals mit einer Blockade, den Holzschlag in den Kernzonen des Nationalparks zu verhindern. Die Tschechische Umweltinspektion gab nun den Ökologen Recht und erteilte dem Nationalpark am Montag eine Geldstrafe.
Die Naturwissenschaftler und Umweltfreunde sind einer anderen Meinung. Jakub Hruška von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität leitet den so genannten wissenschaftlichen „Schattenrat“ des Nationalparks. Er widerspricht der Auffassung, dass der Borkenkäfer im Böhmerwald durch den Holzschlag liquidiert worden wäre:
„Denn die Borkenkäfergradationen dauern fünf bis sieben Jahre lang. Jetzt erleben wir das sechste Jahr der Gradation, und in dieser Phase tragen schon die Naturmechanismen zur Einschränkung der Population bei. Ich zweifele natürlich nicht daran, dass die Eingriffe der Förster daran auch einen Anteil hatten. Aber ich bin davon überzeugt, dass insbesondere in den Bergfichtenwäldern die Natur die Hauptrolle gespielt hat - vor allem im letzten und in diesem Jahr. Im letzten Sommer, als sehr niedrige Temperaturen herrschten, sind viele Borkenkäferlarven eingegangen oder wurden von ihren natürlichen Feinden gefressen.“
Die Umweltfreunde und die Nationalparkleitung haben über die Strategien der Borkenkäferbekämpfung grundlegend unterschiedliche Meinungen. Die Teilnehmer der Blockade vom letzten Sommer sehen die Geldstrafe als Bestätigung ihres Handelns. Der Wald werde aber noch Jahrzehnte brauchen, um sich von den angeordneten Eingriffen zu erholen, erklärte der Sprecher der Blockade vom Vorjahr, Vratislav Vozník. Seinen Worten zufolge sollten die zuständigen Parkmitarbeiter die persönliche Verantwortung übernehmen. Die Nationalparkleitung plant jedoch, gegen die Geldstrafe Berufung einzulegen.