Kampf gegen Terrorismus: Politiker fordern Tschechen auf, Waffen zu tragen
Die Anschläge in Deutschland haben bei vielen Tschechen wohl ein mulmiges Gefühl aufkommen lassen. Denn erstmals sind Terrorakte auch in unmittelbarer Nachbarschaft geschehen. Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten) hat bereits veranlasst, das Grenzgebiet zu Deutschland stärker zu überwachen. So soll verhindert werden, dass abgelehnte Asylbewerber nach Tschechien kommen – die noch dazu radikal sein könnten. Zugleich werden immer häufiger Stimmen laut, dass sich die Tschechen bewaffnen sollten.
„Ich finde wirklich, dass die Bürger sich bewaffnen sollten gegen die Terroristen. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich meine Meinung geändert habe. Früher war ich gegen übermäßigen Waffenbesitz, nach den Anschlägen denke ich aber nicht mehr so.“
Bei den Politikern mischt sich der Gedanke des Waffentragens mit dem Widerstand gegen eine geplante neue EU-Richtlinie. Die Europäische Kommission verlangt unter anderem, dass Privatpersonen keine gefährlichen halbautomatischen Feuerwaffen mehr besitzen dürfen. Das aber will die tschechische Regierung gerne verhindern. Das Hauptargument ist dabei, Terroristen würden nicht mit legalen Waffen töten.
Darüber hinaus stimmen einige Politiker mittlerweile mit Zeman überein, dass diejenigen, die dazu berechtigt sind, auch ihre Waffen bei sich tragen sollten. So etwa der Senator Miloš Vystrčil, stellvertretender Vorsitzender der oppositionellen Bürgerdemokraten:
„Eine Waffe in legalem Besitz bedroht nicht die Sicherheit der anderen Menschen“, sagte Vystrčil in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Gut 300.000 Tschechen besitzen einen Waffenschein besitzen. Der größte Teil sind Sportschützen und Jäger. Nur ein kleiner Teil ist berechtigt, mit verdeckter Waffe auch in die Öffentlichkeit zu gehen. Auf sie zielte Präsident Zeman mit seinen Worten:„Diese Leute werden sich wohl daran gewöhnen müssen, ihre Waffe nicht irgendwo versteckt im Schrank zu haben. Sie müssen darauf vorbereitet sein, dass die Situation eintritt und sie die Waffe auch nutzen müssen.“
Als Beispiel nannte er den Angriff auf den Konzertsaal Bataclan in Paris am 13. November. Wären vielleicht zwei Gäste bewaffnet gewesen, hätte es wahrscheinlich nicht so viele Tote gegeben, so Zeman.
Der Minister für Menschenrechte, Jiří Dienstbier, hält dies jedoch für einen gefährlichen Gedanken. Nur die bewaffneten Sicherheitskräfte des Staates sollten in solchen Fällen agieren dürfen. Patrik Eichler ist der Sprecher von Dienstbier:
„Wer seine Waffe ansonsten nicht nutzt, ist für solche Fälle nicht ausreichend geschult. Im Fall einer Krisensituation reagiert er zu langsam oder falsch.“Nach den tschechischen Waffengesetzen werden Menschen, die ihre Waffe mit sich tragen dürfen, gesondert geprüft. So wird ihre psychologische Eignung getestet und auch ihre Intelligenz. Ein regelmäßiges Training für das Verhalten in Krisenlagen gehört allerdings nicht dazu.