Kann der tschechische Präsident auch Amerikaner sein? - Švejnar denkt nach
Jan Švejnar, der Gegenkandidat zu Václav Klaus bei der Präsidentschaftswahl in einem Monat, muss nun doppelt so agil sein, wie der Amtsinhaber. Švejnar ist noch nicht allen Menschen im Lande bekannt und die politische Unterstützung kann bei jeder Detailfrage zu einer Zitterpartie werden. Eine dieser Fragen ist die doppelte Staatsbürgerschaft des seit dem 17. Lebensjahr in den USA weilenden Wirtschaftsexperten.
„Das ist natürlich eines meiner Schlüsselthemen, einen Kompromiss zu finden und dazu beizutragen, dass unsere politische Szene etwas weniger zerstritten ist.“
Die Einheit des Landes ist nach Ansicht Švejnars unerlässlich in einer Zeit harter internationaler Konkurrenz. Im verbleibenden Monat vor der Wahl will der Kandidat daher hinausziehen in die Regionen des Landes, um dort nicht nur Politiker zu treffen:
„Ich werde mich auch mit den Bürgern vor Ort treffen, weil ich es für wichtig halte, dass der Präsidentschaftskandidat mit den Bürgern spricht und erfährt, wie sie denken und welche Ansichten sie vertreten. Er weitet damit seinen Horizont und kann ihre Ansichten aufnehmen und teilen.“
Švejnar ist auf die Stimmen der Oppositionsparteien und der regierenden Grünen angewiesen. Eine einigende politische Decke über alle betreffenden Parteien zu werfen, erweist sich als schwierig. An irgendeinem Ende ist die Decke immer zu kurz. Die Sozialdemokraten verlangen, dass Švejnar die Regierungsreformen verwirft und seiner amerikanischen Frau Tschechisch beibringt. Die Christdemokraten wollen nicht, dass er die Sterbehilfe unterstützt und verlangen stattdessen, dass der neue Präsident die Entschädigung der Kirchen absegnet, während die Grünen schmollen, weil Švejnar die Kernenergie unterstützt. Vor allem die Kommunisten, aber auch einige Sozialdemokraten können sich wiederum nicht damit abfinden, dass der künftige tschechische Präsident ebenso die amerikanische Staatsbürgerschaft haben könnte. Švejnar hat das Problem erkannt:„Darüber denke ich zurzeit nach und informiere mich über die Bedingungen. Wie Sie wissen, haben wir einen Außenminister mit einer zweiten Staatsbürgerschaft, der ehemalige Kulturminister hat sie auch. Irland hatte einen Präsidenten mit einer amerikanischen Staatsbürgerschaft. Ich sehe beide Seiten der Medaille und informiere mich über alles Notwendige.“
Soweit, dass er seine amerikanische Staatsbürgerschaft aufgibt, würde er aber noch nicht gehen, fügte Švejnar diplomatisch an. Es scheint eine formale Frage zu sein, aber eindeutige Standpunkte in bestimmten Fragen und Entscheidungsfreudigkeit, das sind die Messlatten, welche man – gleich ob Politiker oder Bürger - bei einem Newcomer anlegt. Zögerlichkeit in eigener Sache könnte eine giftige Wirkung auf die Popularität Švejnars haben.
Und dennoch, schon jetzt lässt sich festhalten: Ganz gleich, wie die Wahl ausgeht, es wird der tschechischen Gesellschaft und der Arbeit des künftigen Präsidenten in den kommenden fünf Jahren nicht schaden, dass es sich wirklich um eine Wahl gehandelt hat.