„Karel Klostermann und die Geburt des Böhmerwaldes“ – Ausstellung in Prag eröffnet

In Prag ist eine Ausstellung über den Böhmerwald-Schriftsteller Karel Klostermann zu sehen. Bei der Vernissage wurde zudem ein Bildband über den Literaten feierlich präsentiert.

Karel Klostermann und die Geburt Böhmerwaldes | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Im vergangenen Jahr sind 100 Jahre seit dem Tod von Karel Klostermann (1848–1923) vergangen. Er gilt hierzulande als der bekannteste Schriftsteller des Böhmerwaldes. Zu dem Jubiläum haben die Literaturhistorikerin Veronika Faktorová und der Linguist Michal Hořejší eine Wanderausstellung über den Schriftsteller zusammengestellt. Die Schau mit dem Titel „Karel Klostermann a zrod Šumavy“ (auf Deutsch etwa: „Karel Klostermann und die Geburt des Böhmerwaldes“) wird derzeit im Prager Kampus Hybernská gezeigt. Sie besteht vor allem aus mehreren Schautafeln. Die Aufmerksamkeit der Besucher wird jedoch auf ein Exponat gelenkt, das in einer Vitrine inmitten des Ausstellungssaals zu sehen ist. Es ist ein kleines Heft im Ledereinband. Veronika Faktorová:

Veronika Faktorová | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Das ist das einzige Archivstück, das wir in der Ausstellung zeigen. Es ist Klostermanns Lehrernotizbuch. Auf dem Einband sind zwei kleine Jagddolche abgebildet. Diese Zeichnungen sind zum Begleitmotiv unserer Ausstellung geworden. Sie sollen andeuten, dass Klostermann Abenteuerliteratur geschrieben hat. Zudem wollten wir ein Motiv nutzen, das beunruhigend wirkt. Unser Ziel war es, den Autor aus einer neuen Perspektive heraus zu betrachten.“

Klostermanns Lehrernotizbuch | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die Zeichnung mit den zwei Dolchen findet sich auch auf dem Umschlag des Bildbands, der anlässlich der Wanderausstellung herausgegeben wurde. Es gebe sogar T-Shirts mit dem Motiv, merkt die Literaturhistorikerin an. Woher stammt jedoch Karel Klostermanns Notizbuch?

„Es wurde vom Böhmerwald-Museum in Kašperské Hory geliehen. Das Notizheft stammt aus dem Nachlass von Karel Klostermann. Und der Nachlass wird in dem genannten Museum aufbewahrt.“

Ausstellung Karel Klostermann a zrod Šumavy | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Klostermann unterrichtete als Lehrer in Plzeň / Pilsen, verbrachte aber die Schulferien häufig in Kašperské Hory / Bergreichenstein.

In der Wanderausstellung wird der „Dichter des Böhmerwaldes“ als einzigartiges Phänomen vom Ende des 19. Jahrhunderts präsentiert. Denn durch Klostermanns Werke entstand ein spezifisches Bild des Böhmerwaldes und seiner Natur, das bis in die Gegenwart reicht. Die Schau beleuchtet zudem, wann und wie in Tschechien über den Böhmerwald in den Medien und in der Öffentlichkeit gesprochen wurde. Dazu Michal Hořejší vom Institut für tschechische Sprache und Kommunikationstheorie der Prager Karlsuniversität.

Michal Hořejší | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Ich habe analysiert, wie in den 1990er Jahren und auch nach der Jahrtausendwende über den Böhmerwald gesprochen wurde – im Zusammenhang mit der Borkenkäferplage und dem Management des Nationalparks Šumava. Besonders hat mich dabei interessiert, wie die Debatte über den Naturschutz politisch genutzt wurde. Aus den Materialien, mit denen ich gearbeitet habe, ging klar hervor, dass damals einflussreiche Politiker an dem Diskurs über den Naturschutz im Böhmerwald teilgenommen haben.“

Zuerst sei dies Václav Klaus gewesen, so Hořejší. Klaus war von 2003 bis 2013 Tschechiens Staatspräsident. Anschließend habe Miloš Zeman seine Wahlkampagne ausgerechnet im Böhmerwald gestartet, so der Experte.

Ausstellung Karel Klostermann a zrod Šumavy | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International
Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Zeman ließ damals verlauten, wegen des Borkenkäfers sei es zu einer Spaltung zwischen der Zentrale und der Peripherie des Landes gekommen. Die Interessen der Bevölkerung im Böhmerwald waren Zemans Behauptungen zufolge durch die Interessen der Eliten beschädigt worden. Damit meinte er Forscher und Bürgeraktivisten, die seiner Ansicht nach Belustigung suchten.“

Die Politiker argumentierten manchmal sogar mit Zitaten von Klostermann. Dies habe ihn zur Analyse von dessen Texten im Zusammenhang mit der Diskussion über den Böhmerwald gebracht, sagt Michal Hořejší. Gemeinsam mit Veronika Faktorová hat er nicht nur die Ausstellung zusammengestellt, sondern auch das Buch über Klostermann und den Böhmerwald.

Die Ausstellung über Karel Klostermann ist im Kampus Hybernská in Prag bis 4. März zu sehen.

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