Karzinogene und Quecksilber: Ranking von Tschechiens größten Luftverschmutzern 2021 veröffentlicht

Kohlekraftwerk

2021 wurden in Tschechien mehr krebserzeugende Stoffe in die Atmosphäre ausgestoßen als im Jahr zuvor. Und auch die Luftverschmutzung durch Quecksilber ist anhaltend hoch. Das aktuelle Ranking der größten Luftverschmutzer hierzulande wurde vergangene Woche vorgestellt.

In der Luft über Tschechien fand sich im vergangenen Jahr wieder eine erhöhte Konzentration von Karzinogenen, also krebserregenden Stoffen, sowie von Mutagenen, die Veränderungen im Erbgut auslösen. Darüber berichten die Umweltorganisationen Arnika und Hnutí Duha (Bewegung Regenbogen), die die Daten des tschechischen Umweltministeriums für 2021 ausgewertet haben. Die Analyse belegt weiterhin höhere Emissionen von Treibhausgasen und Quecksilber als noch im Jahr zuvor. Gesunken ist hingegen der Ausstoß von Stoffen, die Wasserorganismen schaden, sowie von Gasen, die saure Niederschläge verursachen.

Jindřich Petrlík | Foto: Věra Luptáková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Die Beobachter wissen, wer für die zunehmende Luftverschmutzung verantwortlich ist. Arnika und Hnutí Duha stellten vergangene Woche gemeinsam mit dem Expertenverband Frank Bold das Ranking jener Klimasünder vor, die 2021 die meisten gesundheitsschädigenden Gase in die Luft pumpten. Die Grundlage dafür bildet das tschechische Integrierte Register der Luftverschmutzung (Integrovaný registr znečišťování). Die unrühmliche Rangliste werde schon zum achten Mal von der Chemiefabrik Spolana im mittelböhmischen Neratovice / Neratowitz angeführt, berichtet Arnika-Mitbegründer Jindřich Petrlík:

„Das Unternehmen hat im Jahresvergleich seine Emission von Vinylchlorid um ein Mehrfaches erhöht. Dieses Gas entsteht bei der Herstellung des Kunststoffes PVC. Derzeit fällt auch die Zementfabrik in Prachovice auf, die erstmals den Ausstoß von Benzol vermeldet hat – und dies gleich in der sehr großen Menge von fast acht Tonnen.“

Spolana Neratovice | Foto: Josef Podolák,  Tschechischer Rundfunk

Die Zementfabrik Cemex Czech Republic ist den Autoren des Rankings zufolge damit der traurige „Aufsteiger“ des Jahres. Unternehmenssprecherin Tereza Kejla wies in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks aber darauf hin, dass die Emissionsbilanz von Cemex den gesetzlichen Normen entsprechen würde:

„Wir haben Verständnis dafür, dass die Zahlen aus Sicht eines Laien sehr hoch erscheinen. Ich möchte aber betonen, dass die Bewertung über den Einfluss der Emissionen auf die menschliche Gesundheit dem Prager Gesundheitsamt obliegt. Dies ist nach entsprechenden Untersuchungen zu dem Schluss gekommen, dass die krebserregende Wirkung des Benzols um zwei Größenordnungen niedriger liegt als die Grenze, ab der das Risiko als nicht mehr unbedeutend gilt.“

Cemex-Automixer | Foto: Smid.dan,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Im europäischen Vergleich gehört Tschechien zu jenen Ländern, die den höchsten Ausstoß an Quecksilber haben. Eine wichtige Ursache dafür sind die Förderung und Verarbeitung von Braunkohle. Entsprechende Kraftwerke seien für etwa 80 Prozent der Luftverschmutzung durch Quecksilber verantwortlich, sagt der Energieexperte von Hnutí Duha, Jiří Koželouh:

„Die größte Verschmutzungsquelle ist die Verbrennung von Braunkohle. Dies passiert in Stromkraftwerken, aber auch in anderen Betrieben. Tschechien ist zwar nicht der größte Verschmutzer – dies sind Polen und Deutschland, wo noch mehr Braunkohle als bei uns verbrannt wird. Aber Tschechien gehört etwa zu den zehn größten Quecksilber-Verunreinigern der Ostsee, obwohl es als einziges dieser zehn Länder nicht am Ufer dieses Meeres liegt.“

Kohleregion Most | Foto: Lysippos,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Die Werte der Quecksilberemissionen sind in Tschechien seit einigen Jahren unverändert hoch. Ein Grund dafür seien umfassende Ausnahmeregelungen, auf die sich Industrieunternehmen berufen könnten, erläutert Koželouh. Seit den Zeiten des Ano-Umweltministers Richard Brabec etwa nutzten die Kraftwerke Chvaletice, Ledvice und Počerady Sonderregelungen für ihre Emissionsgrenzen. Ohne diese Privilegien hätte der gesamte Quecksilberausstoß im vergangenen Jahr schon um 25 Prozent niedriger liegen können und würde auch aktuell weiter zurückgehen, mahnt Koželouh.

Autoren: Daniela Honigmann , Kryštof Šimek
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