Katakomben-Mumien von Klatovy/ Klattau im neuen Gewand
Die westböhmische Stadt Klatovy / Klattau ist durch eine Sehenswürdigkeit bekannt geworden, nach der man eher in Ägypten suchen würde: durch Mumien. In den Katakomben unter der Jesuitenkirche wurden im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur die Ordensmitglieder, sondern auch Adelige und Patrizier aus Klattau bestattet. Dank einem besonderen Lüftungssystem sind die Leichname während der Zeit mumifiziert worden. Die Krypta mit den Mumien war Jahre lang ein begehrter Touristenmagnet. Zurzeit werden die unterirdischen Räumlichkeiten in Stand gesetzt, um dort bald eine moderne interaktive Ausstellung installieren zu können.
„Der Prozess war einfach. Der Verstorbene wurde in einen Eichensarg gelegt. Dieser war mit Holzspan und mit Hopfen ausgelegt, der hier damals angebaut wurde. Der Hopfen wirkte angeblich wie ein antiseptisches Material. In der Krypta gab es ein durchdachtes Lüftungssystem, das aus horizontalen und vertikalen Luftschächten und Kanälen bestand. Dieses System wurde im 16. Jahrhundert in Italien erfunden. Die Leichname sind während der Zeit getrocknet. Heutzutage wiegen sie nur etwa 8 bis 12 Kilo. In der Vergangenheit sind leider viele der Mumien zerfallen. Die erhaltenen 38 Mumien aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurden vor einigen Jahren zum Kulturdenkmal erklärt.“
Václav Chroust und seine Mitarbeiter möchten das neue unterirdische Museum Ende September dieses Jahres eröffnen. Wenn es aber bei den Bauarbeiten zu keinen weiteren archäologischen Überraschungen komme, fügt der Vizebürgermeister hinzu. Denn vor einer Woche stießen die Archäologen in den Katakomben auf unterirdische Etagen, die wahrscheinlich mehr als 350 Jahre lang niemand gesehen hatte.„Es wurden hier Fragmente mittelalterlicher Häuser gefunden, die aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammten. Das war für uns alle eine große Überraschung. Wir waren davon überzeugt, dass die ursprünglichen Häuser bei den späteren Bauarbeiten längst vernichtet und die Räume verschüttet wurden. Wir haben vor, die Baufundamente nicht vollständig freizulegen, sondern sie mit einer Glasplatte zu überdecken. Beim Rundgang durch das Museum wird man die alten Mauerfragmente sehen können.“
Im Rahmen der neuen Dauerausstellung denken die Leute von der Bürgervereinigung „Katakomby“ daran, einen Schwibbogen wieder zu errichten, der einst die Kirche mit dem Jesuitenkolleg verband. Im Tschechischen wurde dieser Schwibbogen „prampouch“ genannt. Die Geistlichen, die Chormitglieder und Musiker konnten über diese überdachte Brücke vom Kolleg direkt in die Messe gehen. Bisher wissen die Initiatoren des Projekts aber noch nicht, wie genau der neu erbaute Bogen aussehen soll.„Ursprünglich stellten wir uns vor, dass es eine möglichst historisch aussehende Brücke sein soll. Jetzt wird aber darüber diskutiert, ob es doch nicht ein ganz modernes Bauelement sein könnte. Wir müssen darüber aber schnell entscheiden.“
Ob die Kirche mit dem Kolleg durch ein modernes oder ein pseudobarockes „prampouch“ verbunden sein wird, ist vorläufig unklar. Die Bürgervereinigung „Katakomby“ lädt jedenfalls alle diejenigen, die sich für die Geschichte der Stadt interessieren zur Veranstaltung Namens „Das barocke Klattau und die Jesuiten“ ein. Auf dem Programm stehen am 30. April unter anderem Vorträge der Kunsthistoriker über die Heiligen aus den Katakomben sowie der Anthropologen über die jüngsten Erkenntnisse, die bei der Erforschung einer der Klattauer Mumien gemacht wurden.