Katastrophale Tourismussaison in Prag

Um ein Drittel ging im Juli der Umsatz in den Prager Hotels und Restaurants im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die übrigen Regionen des Landes melden bisher eine durchschnittliche oder nur leicht schlechtere Saison. Wo liegen die Ursachen? Ist es die starke Krone, das verregnete Wetter oder die schlechte Qualität der Dienstleistungen? Radio Prag hat recherchiert.

Prag
Für die Prager Tourismusbetriebe ist der diesjährige Juli der schlechteste seit der Hochwasser-Katastrophe im Jahr 2002. Bis zu 30 Prozent weniger Umsatz verzeichneten die Hotels und Restaurants in der tschechischen Hauptstadt. Tourismus-Experten sprechen bereits von einer katastrophalen Saison. Ein Grund dafür ist der stetig steigende Kurs der tschechischen Krone gegenüber dem Euro wie auch dem Dollar.

„Sollte der Kurs der tschechischen Krone weiter steigen, dann wäre das keine besonders gute Nachricht für den Tourismus in Tschechien. Das bedeutet, dass die Gäste aus dem Ausland ausbleiben würden,“ so der Finanz-Analyst Jan Vejmělek von der „Komerční banka“ im Tschechischen Fernsehen.

Viele Touristen ließen sich aber auch durch die häufigen Taschendiebstähle in der Prager Altstadt abschrecken oder durch die berüchtigten unehrlichen Taxifahrer. Das stehe mittlerweile in jedem Reiseführer, so der Sprecher des tschechischen Reisebüro-Verbandes Tomio Okamura gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK.„Was die Preise betrifft, ist Prag zu einer Luxus-Destination geworden. Allerdings entsprechen die gebotenen Leistungen nicht diesem Niveau.“ Auch der Präsident der Vereinigung der Hotels und Resaturants in der Tschechischen Republik, Pavel Hlinka sieht die steigenden Preise als Haupt-Ursache für den starken Rückgang der Umsätze in den Prager Tourismus-Betrieben. Weniger der Preis für die Übernachtung sei das Problem, als die Kosten für die Nebenleistungen:

Olomouc  (Foto: CzechTourism)
„Alles wird teurer, inklusive dem Bier, dem Essen im Restaurant und den Souvenirs, zum Besispiel dem böhmischen Glas. Wenn der Besucher jetzt um 40 Prozent mehr ausgeben muss als in der Vergangenheit, dann ist die Tschechische Republik für ihn kein attraktives Ziel mehr.“

In den übrigen Regionen Tschechiens ist man hingegen weniger pessimistisch. Im Landkreis Olomouc/ Olmütz spricht man von einer bisher durchschnittlichen Saison: Die Unterkünfte im Altvater-Gebirge seien zwar nicht voll ausgelastet, schlechter als im Vorjahr sei der Juli aber auch nicht verlaufen, gab der regionale Tourismusverband bekannt. In der Stadt Olmütz sei das Interesse an Kulturdenkmälern und Freizeitaktivitäten sogar um rund ein Viertel gestiegen, hieß es in der Stadtinformation.

Zufrieden zeigt man sich auch in Westböhmen: In den Kreisen Karlový Vary/ Karlsbad und Plzeň/ Pilsen verzeichnte man gestiegene Nächtigungszahlen. Und in Südböhmen, einem beliebten Ziel für Wassersportler und Wanderer, konnte auch das schlechte Wetter die Touristen nicht von einem Besuch abhalten.