Kaufhaus Kotva: Vor 50 Jahren wurde der damals größte Shopping-Tempel Prags eröffnet
Es war der 10. Februar 1975, als im Kaufhaus Kotva in Prag die ersten Kunden begrüßt wurden. In kurzer Zeit entwickelte es sich zu einem beliebten Einkaufsparadies nicht nur für die Einwohner der tschechoslowakischen Hauptstadt, sondern auch für Besucher aus anderen Gegenden des Landes.
Damals gab es nicht viele Shopping-Möglichkeiten in Prag. Das einzige größere Kaufhaus war Bílá labuť. Auch wenn der Konsum in der kommunistischen Tschechoslowakei nicht mit jenem in westlichen Ländern mithalten konnte, wuchs der Lebensstandard. Und so stieg auch die Nachfrage nach Waren. Das neue Kaufhaus am Platz der Republik (náměstí Republiky) wurde zu einem beliebten Ziel der Prag-Besucher. Mehr als 70.000 Kunden am Tag ließen sich vom Werbespruch „Kotva je tu pro vás“ (Das Kotva ist für Sie da) verleiten. Der Schriftsteller Ondřej Neff hatte sich diesen Slogan ausgedacht.
Entworfen wurde das Kotva vom Architektenehepaar Věra und Vladimír Machonin. Die beiden haben auch weitere interessante Bauten geschaffen, wie das Bürogebäude der Teplotechna in der Prager Straße Ječná und das tschechoslowakische Botschaftsgebäude im damaligen Ost-Berlin. Das Kaufhaus, dessen Grundriss aus 28 Sechsecken besteht, passte gut an den Ort und bot auch attraktive Innenräume.
An der feierlichen Einweihung des Kotva nahmen auch Vertreter der Staatsmacht teil. Das Eröffnungsband durchschnitt der Chef der Kommunistischen Partei in Prag, Antonín Kapek. Die Architekten Věra und Vladimír Machonin waren jedoch nicht geladen, sie waren wegen ihrer prowestlichen Orientierung in Ungnade gefallen.
Das Kotva wurde nicht nur seiner Gestalt wegen zum Kult, sondern auch wegen seines breiten Angebots unter einem Dach. Ab den 1990er Jahren verlor es jedoch an Attraktivität, da in und um Prag modernere und deutlich größere Einkaufszentren entstanden. Derzeit wird das Gebäude saniert. Der Immobilienkonzern Generali Real Estate, seit 2020 Eigentümer des Kotva, realisiert einen umfassenden Umbau. So sollen künftig nur noch zwei unterirdische Stockwerke Einkaufsmöglichkeiten bieten, mit dem Schwerpunkt auf Mode, Kosmetika und Schmuck. Die oberirdischen Stockwerke werden indes zu Büros umgebaut. Die Wiedereröffnung ist für Ende dieses oder die erste Hälfte kommenden Jahres geplant.
Der einzigartige Bau gilt als wichtiges Beispiel brutalistischer Architektur in Prag. Seit 2018 ist er denkmalgeschützt.
