Kein Grund zur Freude: In Tschechien werden weniger Autos geklaut
Seit 2004 sinken die Zahlen von Autodiebstählen in der Tschechischen Republik. Das klingt erst einmal gut und stimmt hoffnungsfroh. Denn Tschechien genießt immer noch den Ruf eines heißen Pflasters, was den organisierten Autoklau betrifft. Trotzdem werden jährlich noch weit über Zehntausend Autos in Tschechien gestohlen. Für die auf das organisierte Verbrechen spezialisierte Polizeiabteilung (ÚOOZ) sind jedoch die rückläufigen Zahlen kein Grund die Sektkorken knallen zu lassen. Christian Rühmkorf hat nachgefragt, wo das Problem ist.
„Wir wissen – und haben dafür auch Signale von unseren Kollegen aus dem Ausland – dass die Täter aus Tschechien vermehrt im Ausland Autos stehlen, und zwar vor allem in Österreich und Deutschland. Dort verzeichnen unsere Kollegen tatsächlich auch einen Anstieg der Autodiebstähle“, erklärte Pavel Hanták, der Sprecher der Polizeiabteilung zur Aufdeckung des organisierten Verbrechens gegenüber Radio Prag.
Der Grund für die Ausflüge der Autoknacker ins benachbarte Ausland liege darin, dass es jenseits der Grenze einfach noch mehr Luxusautos gebe als in Tschechien. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen im Ausland sei zwar eng und funktioniere gut. Das Hauptproblem, warum der Kampf gegen den organisierten Autoklau so schwierig sei, habe aber auch und vor allem etwas mit der tschechischen Gesetzgebung zu tun. Es ist unproblematisch, einem geklauten Auto eine neue „Identität“ zu verpassen. Pavel Hanták:„Ein Auto kann hier zurzeit nur an zwei Stellen kontrolliert werden: zum einen bei der technischen Kontrolle, die dem deutschen Tüv entspricht. Und da muss laut Gesetz nur geprüft werden, ob der Wagen für den Straßenverkehr geeignet ist. Zum anderen müssen die Autos zur Registratur. Aber auch da wird keine Kontrolle durchgeführt, es ist im Grunde nur ein administrativer Akt.“Aus der Sicht der Polizei muss also die Legislative in Tschechien verbessert werden. Das Gesetz müsse in Zukunft eine eingehende Prüfung von Herkunft und Originalzustand des eingeführten Neuwagens und jedes Autos vorschreiben, das seinen Besitzer wechselt:
„An spezialisierten Prüfstellen muss der Wagen eingehend daraufhin kontrolliert werden, ob er wirklich alle Identifizierungsmerkmale aufweist, die in den dazugehörigen Dokumenten verzeichnet sind. Unsere Forderung ist dabei vor allem, dass diese Prüfstellen der Kontrolle des Staates unterstehen.“
Ein tschechisches Problem sei das, aber die Polizei und - nach seinen Informationen - auch das zuständige Ministerium arbeiteten bereits an Lösungen, die auch im Rahmen der EU umsetzbar seien, berichtet Pavel Hanták.Auffallend ist allerdings auch die geringe Aufklärungsquote bei Autodiebstählen. Sie beträgt magere 15 Prozent. Das habe technische und personelle Gründe, bedauert Polizeisprecher Pavel Hanták:
„Diese Straftaten werden sehr konspirativ durchgeführt. Die Täter kennen sich gut aus mit der Arbeit der Polizei, sie nutzen modernste Technik. Das Ganze läuft absolut organisiert ab und zwar auf internationaler Ebene. Daher sind die Aufdeckung von Autodiebstählen und die Erbringung von Beweisen äußerst kompliziert.“