„Kein Missionsbuch“: Leitfaden zum Christentum erscheint auf Tschechisch

Foto: Vyšehrad Verlag

Eine Landkarte des Christentums, die für jeden bestimmt ist. So beschreiben die Wiener Theologieprofessorin Susanne Heine und ihr Mann, der Journalist Peter Pawlowsky, ihr Buch. Es heißt „Die christliche Matrix“. Nun können auch tschechische Leserinnen und Leser mit dieser Landkarte des Christentums auf eine Art Entdeckungsreise gehen. Das Buch ist auf Tschechisch erschienen, Susanne Heine und Peter Pawlowsky haben es persönlich am Dienstag im Österreichischen Kulturforum in Prag präsentiert. Initiator der Übersetzung war der tschechische Jesuitenpater und Publizist Petr Kolář, der lange in Österreich im Exil gelebt hat. Radio Prag hat mit den beiden Autoren sowie mit Pater Kolář gesprochen.

Foto: Kösel Verlag
Was war der Beweggrund für die Entstehung dieses Buches?

Heine: „Wir haben uns gedacht, dass es wichtig ist, über Religion Bescheid zu wissen. Religionen sind eine gesellschaftliche Realität und man kann sie nicht leugnen. Niemand ist gezwungen, irgendetwas davon zu glauben, aber wenn man Religion nicht versteht, versteht man seine eigene Geschichte nicht, die natürlich auch eine Geschichte ist, in die Religion involviert wurde.“

Pawlowsky: „Wenn Sie hier in Europa in ein Museum gehen und sich die Bilder dort anschauen, können sie diese nicht verstehen, wenn Sie nicht wissen, welcher religiöse Hintergrund gezeigt wird. Die ganze Tradition ist religiös durchwirkt.“

Das Buch ist also nicht nur für Christen oder Gläubige bestimmt…

Susanne Heine und Peter Pawlowsky  (Foto: Martina Schneibergová)
Heine: „Nein, überhaupt nicht. Es ist auch kein missionarisches Buch. Es ist der Versuch die Grundstrukturen und die wesentlichen Elemente des Christentums darzustellen. Das Ziel ist, dass die Leser verstehen, wie das Christentum tickt. Das wird auch immer wichtiger, weil Europa zunehmend religiös pluralistisch wird. Die Zahl der Muslime nimmt zu, und durch die Migration kommen überhaupt viele Religionen nach Europa. Diese müssen sich irgendwie verständigen, das heißt, wir müssen voneinander wissen, woran das eigene Herz hängt. Religionen bestimmen die Menschen und sie berühren ihre Herzen. Das muss man respektieren und versuchen, in einem Bildungsdiskurs damit umzugehen.“

Tschechische Übersetzung des Buches  (Foto: Vyšehrad Verlag)
Wie ist das Buch entstanden? Bei zwei Autoren ist es bestimmt manchmal schwierig…

Pawlowsky: „Zuerst haben wir eine Art Aufriss gemacht, in dem wir bestimmt haben, was alles in dem Buch vorkommen soll. Wir wollten nicht nur schwierige religiöse Themen wie die Trinität oder die Erlösung behandeln, sondern auch, wie darüber gesprochen wird. Es ist also auch ein Buch über Sprache, die Metaphern, die dabei notwendig sind, und über das philosophische Denken, das dazu führt, entweder so oder so über Religion zu sprechen. Nach diesem Aufriss, der sich aber während der Arbeit immer wieder verändert hat, sind wir also vorgegangen.“

Heine: „Religionen und auch das Christentum sind holistische, ganzheitliche Systeme. Das heißt, sie umfassen die Welt im Ganzen, mein Leben und mein Leben mit anderen Menschen. Das ist der Hintergrund.“

Petr Kolář  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Pater Kolář, kann dieses Buch eine Lücke auf dem Markt der religiösen Bücher füllen?

Kolář: „Das Buch ist eigentlich eine Ausnahme. Die zwei Autoren haben es hier gut erklärt: Sie haben aus zwei Quellen geschöpft. Die erste Quelle ist die evangelische Theologie, von der Frau Heine geschöpft hat. Die andere Quelle, die viel seltener genutzt wird, ist die Sprache der heutigen Medien, von Dr. Pawlowsky, der jahrelang Chef der Religionsabteilung im österreichischen Fernsehen war. Es ist sehr schwierig, über diese wichtigen und schwerwiegenden Sachen so zu reden, dass es Menschen, die vor allem vor dem Fernseher sitzen, verstehen und verarbeiten können. Diese Zusammenarbeit, die bei der Buchpräsentation vorgestellt wurde, war auch für die Autoren nicht einfach. Manchmal hat einer von ihnen einen Artikel geschrieben, den der andere dann abgelehnt hat und umgekehrt. Sie haben auch selbst gesagt, dass das Buch weder von Herrn Pawlowsky noch von Frau Heine ist. Es ist wie ein Kind von ihnen.“