Keine Revolution im Fußball: Nationaltrainer Rada knüpft an Brückner an

Petr Rada (Foto: ČTK)

Erst kam die Blamage bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz. Danach schloss sich eine Farce an, als der tschechische Fußballverband einen Nachfolger für Karel Brückner suchte. Nun ist klar, wer der neue tschechische Nationalcoach ist: Petr Rada, ein ehemaliger Profi der deutschen Fußball-Bundesliga.

Petr Rada  (Foto: ČTK)
Das Flaggschiff des tschechischen Fußballs, das Nationalteam, schwimmt nach dem unrühmlichen Vorrunden-Aus bei der EM in unruhigen Gewässern. Petr Rada, einst Spieler bei Fortuna Düsseldorf und Rot-Weiß Essen, soll es nun in einen sicheren Hafen steuern – und dies ist das nächste große Turnier

„Das Team muss sich für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika qualifizieren“, gab Rada bei der Pressekonferenz nach Trainerwahl am Donnerstag als Ziel aus.

Doch Rada wird es nicht leicht haben. Er muss sich erst einmal aus dem Schatten seines Vorgängers Karel Brückner lösen, dessen Assistent er bisher war. Häuptling Silberlocke, wie Brückner auch im Volksmund hieß, hat schließlich mit seinem Rücktritt die beste Bilanz aller tschechischen und tschechoslowakischen Fußball-Nationaltrainer hinterlassen: Er gewann zwei Drittel aller Spiele. Petr Rada will an Brückners Arbeit anknüpfen:

„Es bleibt keine Zeit, nun alles umzukrempeln, denn die Qualifikation zur Weltmeisterschaft steht vor der Tür. Die Grundlagen, die Brückner geschaffen hat, sind gut, auf ihnen lässt sich aufbauen.“

Pavel Mokrý  (Foto: ČTK)
Karel Brückner war jedoch seit der misslungenen Weltmeisterschaft 2006 in Kritik geraten. Ihm wurde vorgeworfen, zu sehr auf Namen zu setzen und nicht entschieden genug junge Spieler an die Nationalmannschaft heranzuführen. Ob er dies nun ändern will, ließ Rada bei der Pressekonferenz offen.

Karel Brückner  (Foto: Ondřej Prokop / ČRo)
Insgesamt gilt Rada nicht als Wunschtrainer. Viele Fachleute hatten nach einem stärkeren Wandel an der Spitze des Nationalteams gerufen. Doch die Suche nach dem Richtigen wurde unerklärlicherweise nicht bereits vor drei Monaten begonnen, als Brückner seinen Rücktritt angekündigt hatte. Der Verband wartete das Abschneiden bei der EM ab, und dann hagelte es erst einmal Absagen. Der von den tschechischen Fußballfans geforderte Ivan Hašek sagte ab, weil er sich mit Verbandschef Pavel Mokrý überworfen hatte. Slavias Meistertrainer Karel Jarolím zeigte genauso wenig Interesse wie der U21-Coach Vítězslav Lavička, der gerade bei Sparta unterschrieben hatte. Andere Kandidaten wurden wiederum verworfen. Und so wurde die Frage akut, ob man nicht lieber einen Trainer aus dem Ausland holen sollte. Bis zum Mittwoch im Gespräch blieb dabei Klaus Toppmöller. Die Verpflichtung eines Ausländers wäre eine Art Revolution gewesen, doch es fanden sich nur wenige Revolutionäre im Vorstand des Fußballverbandes - was der Verbandsvize Jaroslav Vacek bedauert.

„Meiner Meinung nach hätte diese Heilung durch einen ´Kulturschock´ große Chance auf einen Erfolg gehabt. Nach internen Gesprächen sind wir im Verband aber auf den tschechischen Weg übergeschwenkt. Als Alternative zur Schocktherapie haben wir versucht das Beste aus den verbliebenen Möglichkeiten zu machen.“

Und die bestmögliche Alternative heißt eben Petr Rada, ist 49 Jahre alt und hat neben seinem Assistentenjob bei Brückner bisher den tschechischen Erstligisten FK Teplice trainiert.

Autor: Till Janzer
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