Slavia Prag triumphiert nach vier Jahren in Tschechiens „großem Derby“

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Der tschechische Fußball hat sich auf der internationalen Bühne etwas rar gemacht. Sowohl das Nationalteam als auch die führenden Vereinsmannschaften bieten schon seit längerem keine Leistungen mehr an, die die Fans von den Sitzen reißen. In der obersten Spielklasse des Landes, der Gambrinus-Liga, gibt es jedoch eine Begegnung, die die Fußballanhänger immer wieder aufs Neue elektrisiert: das Hauptstadtderby zwischen den Traditionsvereinen Slavia und Sparta Prag. Am Samstag wurde das Derby bereits zum 278. Male ausgetragen.

Vítězslav Lavička  (Foto: ČTK)
Wenn die beiden ältesten Fußballvereine in Tschechien, der 1892 gegründete SK Slavia Prag und der nur ein Jahr jüngere AC Sparta Prag aufeinandertreffen, dann liegt immer etwas Außergewöhnliches in der Luft. Spartas derzeitiger Cheftrainer Vítězslav Lavička hat dafür eine ganz simple Erklärung:

„Ein Derby bleibt ein Derby, ganz egal ob die Teams an der Spitze, in der Mitte oder am Ende der Tabelle stehen. Für mich ist dieses Duell wie ein Feiertag für den tschechischen Fußball.“



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Für den tschechischen Fußball ist die Begegnung zwischen den beiden so genannten Prager „S“ in der Tat stets „ein Spiel des Jahres“. Es wird deshalb auch als das „große Derby“ bezeichnet, während die Partien der beiden Vereine gegen andere Prager Stadtrivalen wie Bohemians 1905, Dukla Prag oder Viktoria Žižkov nur den Ruf eines „kleinen Derbys“ haben. Hält das Duell zwischen Slavia und Sparta daher auch einen Vergleich mit großen europäischen Fußballderbys wie zum Beispiel dem Ruhrpott-Schlager zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund stand? Der langjährige Bundesliga-Profi Pavel Kuka sieht es so:

Pavel Kuka  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Das kann man wohl nicht miteinander vergleichen. Das Zuschauerinteresse in Deutschland ist ungleich höher. In Dortmund kommen stets 80.000 Leute ins Stadion, wir aber hoffen, dass wenigstens beim Prager Derby die Kapazität des Stadions weitgehend ausgeschöpft wird. Beim Derby zwischen Slavia und Sparta geht es mehr um die Tradition. Es sind die beiden großen Traditionsvereine des Landes, und das ganze Land ist bei ihrem Duell auch immer in zwei Lager geteilt, die das Derby den ganzen Tag lang durchleben.“

Am Samstagabend hatten die Slavia-Fans endlich wieder Grund zum Jubeln. In den letzten sieben Begegnungen zuvor konnten sie nicht gewinnen, diesmal aber gelang ihnen ein 1:0-Heimsieg gegen Sparta. Das Siegtor erzielte Innenverteidiger Martin Latka per Kopf nach einem Freistoß in der 73. Spielminute. Trotz seines so wichtigen Treffers blieb der Siegtorschütze auch nach dem Abpfiff ziemlich bescheiden:

Martin Latka  (Foto: ČTK)
„Ich würde sagen, es war Glück dabei. Ich bin überaus glücklich, das Tor erzielt zu haben, doch es war eher Zufall.“

Für Slavias Trainer Petr Rada indes war es alles andere als Zufall, dass gerade der tags zuvor 28 Jahre alt gewordene Innenverteidiger das Tor markierte:



Petr Rada  (Foto: ČTK)
„Der Freistoß war nicht einfach zu verwerten. Martin Latka aber hat den Instinkt, er weiß, wo man im Strafraum zu stehen hat. Für mich ist er einer der Innenverteidiger in der Liga, die einen großen Torriecher haben.“

Dank Latkas Torriecher und der Fangkünste von Torwart Kamil Čontofalský ist Slavia nun bereits seit fünf Spielen ungeschlagen und seit 522 Minuten ohne Gegentor. Sparta hingegen hat den Erfolgsfaden etwas verloren, ist seit drei Begegnungen ohne Sieg. Aber es gibt ja noch ein Rückspiel, und das findet am 13. April kommenden Jahres im Stadion von Sparta statt.

Autor: Lothar Martin
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