Kernspaltung in Prag: Technische Universität baut zweiten Forschungsreaktor
In Tschechien entsteht derzeit der zehnte Kernreaktor des Landes. Zwar handelt es sich lediglich um einen Forschungsreaktor der Technischen Universität, dessen Leistung vernachlässigbar ist, mit radioaktivem Material wird aber dennoch gearbeitet. Aber wie ist es dabei um die Sicherheit bestellt?
Der Forschungsreaktor entsteht derzeit im Prager Stadtteil Troja. Die Technische Universität (ČVUT) nutzt dort bereits das Gerät VR-1. Auch der neue Reaktor VR-2 solle vor allem den Studierenden zur Verfügung stehen, sagt der Leiter des Instituts für Atomreaktoren, Jan Rataj:
„Die Studenten sind im Falle des VR-1 direkt am Reaktorkern tätig. Dort arbeiten sie mit den Brennelementen – aber immer unter Aufsicht eines Mitarbeiters. Zudem üben sie den Vorgang zuvor an einem Modell. Beim VR-2 wird das ähnlich aussehen. Wir können dabei verschiedene Brennstoffe kombinieren, etwa zu zehn Prozent angereichertes Uran mit Natururan.“
Die Studierenden werden dabei in der Reaktorhalle ausreichend geschützt sein, sagt der Wissenschaftler:
„Größtenteils wird alles mit einiger Entfernung durchgeführt. Es gibt dafür lange, stabartige Greifarme. Dabei ist keine spezielle Sicherheitsbekleidung von Nöten. Im Rahmen eines Experiments führen die Studenten aber auch Kontrollen des Reaktordruckbehälters durch. Dabei tragen sie Tyvek-Anzüge und Schutzhandschuhe. Sie tun dies aber nicht, um sich selbst zu schützen, sondern vor allem die Komponenten im Inneren des Reaktors. So könnte etwa Schweiß zur Korrosion von Teilen führen. Während die Studenten diese Arbeiten vornehmen, messen wir mit einem Dosimeter die Strahlung. Wenn bestimmte Grenzwerte erreicht werden, verlassen die Anwesenden den Reaktor.“
Der erste Kernreaktor der Technischen Universität, der VR-1, wurde 1990 in Betrieb genommen. Zudem betreibt die Hochschule eine Versuchsanlage zur Kernfusion, also einen sogenannten Tokamak. Er trägt den Namen „Golem“. Mit den Vorbereitungen für den neuen Kernreaktor VR-2 wurde 2014 begonnen. Ondřej Novák ist Kernforscher an der ČVUT. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks beschreibt er, welche Sicherheitsvorkehrungen für die Brennelemente gelten werden:
„Der Brennstoff muss immer eingeschlossen sein – entweder im Reaktordruckbehälter oder in anderen Gefäßen. In letzteren befindet sich kein Wasser. Damit das Material nicht korrodiert, gibt es ein Trocknungssystem. Wenn wir die Brennstäbe aus dem Wasser entnehmen, schalten wir die Ventilation ein, damit sie schnell trocknen. Dann verschließen wir alles mit einem Deckel. Es handelt sich um radioaktives Material, und dementsprechend müssen wir uns auch verhalten.“
Wie Ondřej Novák weiter ausführt, entspricht die Strahlung der von natürlichem Uran in einem Bergbau. Der Sicherheit im Reaktor dient vor allem Wasser. Es wird als sogenannter „Moderator“ eingesetzt und dämpft die Kernreaktion. Dabei kommt die Flüssigkeit aber auch mit der Strahlung in Kontakt. Jan Rataj erklärt den Umgang mit dem kontaminierten Wasser:
„Wir haben hier ein System zur Liquidierung flüssiger Abfälle. Sämtliches Wasser, das hier verwendet wird – auch das aus den Wasserhähnen in der Reaktorhalle –, wird in ein Becken geleitet. Dann gelangt es in eine besondere Kläranlage, in der die Werte gemessen werden. Erst wenn das Wasser alle Parameter erfüllt, wird es in die Kanalisation geleitet.“
Der neue Reaktor in Prag soll Endes dieses Jahres eröffnet werden. In Tschechien werden dann zehn Kernreaktoren aktiv sein – vier zu Forschungszwecken und sechs zur Energiegewinnung.