Kirchen bereiten sich auf Trennung vom Staat vor

Foto: Facebook Centrum sociálního a zdravotnického vzdělávání

Die Religionsgemeinschaften in Tschechien sind zunehmend auch unternehmerisch tätig. Ihnen bleibt aber auch gar nichts anderes übrig, denn 2030 soll die Finanzierung durch den Staat beendet werden.

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Es sind Cafés, Werkstätten oder auch Brauereien – sie entstehen in Gebäuden, die den Kirchen gehören. Erst im Zuge der Rückgabe des vom kommunistischen Regime beschlagnahmten Eigentums haben die Kirchen einen Teil ihrer früheren Immobilien und Ländereien zurückerhalten. Der größte Anteil der Restitutionen fällt auf die katholische Kirche. Sie hat bereits begonnen, sich auf die Zeit nach der Trennung vom Staat vorzubereiten. Man investiere beispielsweise in Wohnhäuser, erläutert der Generalsekretär der Tschechischen Bischofskonferenz, Stanislav Přibyl:

Stanislav Přibyl,  photo: Martin Davídek,  CC BY-SA 3.0
„Es gibt einige Bauvorhaben. Das Bistum von Hradec Králové hat beispielsweise Anteil an einem solchen Projekt im Prager Stadtteil Karlín. Und das Prager Erzbistum besitzt ein Hotel nahe der Hauptstadt.“

Die katholische Kirche hat im Rahmen der Restitutionen auch 130.000 Hektar Wald wiedererhalten, die sie nun selbst bewirtschaftet. Ebenso wurden der evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder einige Wälder zurückgegeben. Man habe diese aber verkauft oder verpachtet, sagt Kirchensprecher Jiří Hofman:

„Der Grund liegt darin, dass die Restitutionsansprüche nicht groß waren. Es hat sich nicht gelohnt, irgendwelche Genossenschaften zu gründen, die sich dann um die Waldgrundstücke gekümmert hätten.“

Die Franziskanerinnen wiederum haben im südmährischen Brno ein Café eröffnet. Ordensschwester Edita Marta Troppová:

„Ich habe einen Bäckerkurs gemacht. Wir backen selbst Semmeln und Baguettes. Und bei den Kuchen greifen wir auf unsere eigenen Kenntnisse zurück. Ich habe viele Rezepte noch von meiner Mutter.“

Die Idee zum Café sei den Franziskanerinnen wegen des Kirchengesetzes gekommen, erzählt Troppová.

„Dort wurde – vereinfacht gesagt – eine 30-jährige Frist verankert, in der sich die Glaubensgemeinschaften auf die Finanzierung ihrer Non-Profit-Aktivitäten vorbereiten sollten.“

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Die Ordensschwestern begannen daher, Obst zu verarbeiten, das in den Gärten ihrer Seniorenheime und Schulen wächst. Sie produzieren Marmelade, Trockenfrüchte und sogar Wein. In den zuvor leerstehenden Räumlichkeiten am Rande des Stadtzentrums in Brünn sollte ursprünglich ein kleines Geschäft entstehen, in dem sie ihre Produkte verkaufen wollten, erzählt Edita Marta Troppová.

„Als wir das genauer besprachen, stellte sich heraus, dass die Produkte nur etwa zwei Regale füllen würden. Wir wollten den Kunden aber etwas mehr bieten. So ist das Café entstanden. Den Erlös nutzen wir für unsere zwei Seniorenheime, für unsere Schule, das Jugendheim und den Kindergarten.“

Das Café hätten inzwischen auch die Studenten und Mitarbeiter der Masaryk-Universität für sich entdeckt, erzählt die Ordensschwester. Denn auf der anderen Straßenseite liegt ein Gebäude der philosophischen Fakultät.