Klaus-Švejnar-Debatte: „Neuheit in der tschechischen Politik“

Václav Klaus und Jan Švejnar (Foto: ČTK)

Sie war unbestritten der bisherige Höhepunkt im Präsidentschaftswahlkampf – die live im Fernsehen übertragene Debatte zwischen den beiden Kandidaten Václav Klaus und Jan Švejnar vor den Reihen der sozialdemokratischen Senatsfraktion. Und das obwohl der Präsident nicht vom Volk, sondern im Parlament gewählt wird. Was halten Experten von diese Art der Medialisierung des Wahlkampfes – und was denken eigentlich die Menschen auf der Straße? Wir haben nachgefragt.

Jan Švejnar  (Foto: ČTK)
Die öffentliche Debatte der beiden Präsidentschaftskandidaten hat auch der Politologe Ondřej Matějka verfolgt. Herr Matějka, der Präsident wird nicht von Bürgern direkt gewählt. War es also nötig, diese öffentliche Debatte zu veranstalten?

„Ich glaube, es war sehr wichtig, dass eine solche Debatte bei uns stattfindet. Sie stellt in der tschechischen politischen Kultur eine Neuheit dar. Ich glaube, dass die Bürger, auch wenn der Präsident nicht direkt von ihnen gewählt wird, so die Möglichkeit haben, die Kandidaten besser kennen zu lernen. Und zwar nicht nur über ihre Ansprachen oder Kampagnen, sondern auch im direkten Aufeinandertreffen. Die Bürger haben ein Recht zu wissen, wen sie als Präsidenten haben werde.“

Was ist für Sie das Ergebnis dieses Duells? Wem hat das am meisten geholfen?

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
„Das kann man leider nicht genau sagen. Die Debatte war zwar öffentlich, und in dem Sinne war sie auch gut. Es war aber keine herkömmliche Debatte, wie man sie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten macht und die von einem professionellen Moderator geführt wird. Solche Debatte ist dann konzentrierter. Die Debatte von Klaus und Švejnar war halb eine Pressekonferenz, halb eine Debatte. Dabei wurden die Fragen von den Senatoren einer Partei gestellt und nicht von unabhängigen Politologen. Ich glaube, man muss deshalb diese Debatte mit Vorsicht bewerten. Ich würde sagen, dass das Ergebnis eher unentschieden war. Es hat sich gezeigt, dass Klaus doch etwas geschulter ist, wenn er in der Öffentlichkeit und vor den Medien auftritt. Es ging dabei weniger um Argumente, als viel mehr um die Atmosphäre, die man schafft. Und da – glaube ich – war Klaus mit seiner nicht argumentierenden Weise schon etwas geschickter.“


Prager Burg - Sitz des tschechischen Präsidenten
Radio Prag hat sich zudem auf den Prager Straßen umgehört. Unsere Frage lautete: Wer soll Präsident werden?

„Auch wenn ich kein Fan der ODS bin, drücke Václav Klaus die Daumen. Herr Švejnar ist nicht mein Typ. Er sollte in Amerika bleiben. Mich stört, dass seine Frau kein Tschechisch spricht. Und Klaus ist, glaube ich, ein guter Präsident.“

„Ich denke, dass wieder Václav Klaus gewählt wird. Auf der anderen Seite aber könnte vielleicht der Andere, der lange im Ausland lebte, die üblichen Seilschaften nach dem Motto ´Eine Hand wäscht die andere´ verhindern.“

„Um Gottes Willen! Wen ich mir wünsche? Klaus ganz bestimmt nicht. Leider gibt es keine Auswahl, dann also Švejnar.“

„Bestimmt Klaus. Was ich gegen Švejnar habe? Er ist ein unbekannter Mann, der lange Jahre nicht hier im Land lebte. Wahrscheinlich würde er sich dem Westen anpassen. Klaus hingegen verteidigt unsere Souverenität, auch auf internationalen Foren, und das ist für mich wichtig.“

„Mich beschäftigt diese Frage nicht so sehr. Ich habe andere Interessen.“