Klausismen in der tschechischen Sprache

Václav Klaus (Foto: ČTK)

Willkommen bei Tschechisch gesagt, liebe Hörerinnen und Hörer. Präsident Václav Klaus ist aus dem Amt geschieden. Überall wird Bilanz gezogen, was er für ein Erbe in der tschechischen Politik hinterlassen hat. Wir aber wollen in einer neuen Ausgabe unseres Sprachkurses schauen, was er der tschechischen Sprache mitgegeben hat.

Europäismus - evropeismus  (Foto: Europäische Kommission)
Václav Klaus hat im Tschechischen mehrere Neologismen geschaffen. Es handelt sich vor allem um Begriffe, die auf den Suffix –ismus enden. Sie werden daher auch als Klausismen – klausismy bezeichnet. Václav Klaus selbst hat in verschiedenen Auftritten auch ihre Bedeutung definiert. Am bekanntesten wurde der so genannte Havlismus. Er sei – so Klaus – eine Wahrnehmung der Welt, die sich von seiner eigenen Wahrnehmung grundsätzlich unterscheide und die er nicht besser benennen könne. Ein weiteres Beispiel ist die Ideologie des Enviromentalismus, sie bete die Erde und Natur an und wolle unter dem Motto des Naturschutzes die freie Entwicklung der Menschheit durch globale Planung ersetzen. Als Europäismus – evropeismus bezeichnet er wiederum eine angebliche europäische Metaideologie.

Attentat von Sarajevo - sarajevský atentát  (Foto: Česká media)
Idiome, die Klaus zugeschrieben werden, sind das Attentat von Sarajevo – sarajevský atentát, es ist die ODS-Parteikrise von 1997, während der Klaus bei einem Aufenthalt in Sarajewo zum Rücktritt aufgefordert wurde. Auch der Oppositionsvertrag – opoziční smlouva wird ihm und seinem Nachfolger Miloš Zeman zugeschrieben, es war ein Pakt über die Tolerierung der Regierung zwischen Sozialdemokraten und Bürgerdemokraten aus dem Jahr 1998.

Linguisten sprechen bei Václav Klaus von einem kreativen Umgang mit der Sprache. Seine Ablehnung hat er häufig wie folgt ausgedrückt: er müsse ein wenig darüber lächeln – pousmát se beziehungsweise darüber die Augenbraunen heben – pozdvihnout obočí. Verkleinerungsformen wie Wörtchen – slovíčka und Sätzchen – větičky waren bei ihm sehr beliebt. Zum gleichen Ziel wie die Diminutiva nutzte er auch den Plural: Sprach er über seine Opponenten, nutzte er sie, um ihre Bedeutung zu schmälern. Die Herren Rychetskýs sagte er zum Beispiel kürzlich in einem Zeitungsinterview in Bezug auf den Vorsitzenden des Verfassungsgerichts Rychetský. Anders motiviert war der Plural, wenn Václav Klaus von sich selbst sprach. Es war ein typischer Zug seiner Aussagen, dass er „wir“ sagt, wo ein „ich“ gereicht hätte. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!