Kleine Gemeinden gegen große Städte: Streit um die Steuereinnahmen
Über 6000 Gemeinden gibt es in Tschechien, manche haben nicht einmal 100 Einwohner. Vielen von ihnen fehlt aber das Wichtigste: das Geld. Als einen Grund sehen die Bürgermeister die ungleiche Verteilung der staatlichen Einnahmen unter den großen Städten und dem Rest der Gemeinden. Bereits seit dem Jahr 2007 kämpfen sie für eine andere Verteilung. Bisher mit Erfolg, über eine entsprechende Gesetzesnovelle sollen demnächst die Regierung und dann das Parlament abstimmen. Doch die Novelle hat Gegenwind bekommen, deswegen haben sich die Bürgermeister kleiner tschechischer Gemeinden am Mittwoch in Prag zu einer Kundgebung getroffen.
Petr Martiňák ist sogar aus dem äußersten Nordosten der Republik angereist, aus dem Mährisch-schlesischen Kreis. Er ist Bürgermeister von Horní Tošanovice mit rund 500 Einwohnern:
„Wir fordern, die Diskriminierung kleinerer Gemeinden zu stoppen. Dass Prag 4,5 Mal mehr an Steuern je Einwohner erhält als zum Beispiel meine Gemeinde, das ist in Europa einzigartig.“
Weil diese Verteilung ein Unikat in der EU ist, hatten rund 1600 Bürgermeister eine Klage in Straßburg eingereicht. Dies brachte die Regierung auf den Plan. Sie versprach eine Novelle der entsprechenden Steuergesetzgebung, wenn die Klage zurückgenommen würde. Nun ist die Novelle ausgearbeitet und schlägt vor, die Budgets der kleinen Gemeinden auf Kosten der Großstädte zu erhöhen. Das Verhältnis soll maximal 1:3 betragen. Das aber schmeckt den betroffenen Großstädten wiederum nicht. So droht zum Beispiel Ostrau dadurch rund eine Milliarde Kronen, also 40 Millionen Euro, zu verlieren:„Eine Milliarde aus unserem Haushalt von 6,5 Milliarden Kronen ist ein fataler Eingriff. Dadurch würde die Entwicklung stillstehen. Denn unsere Investitionen belaufen sich ungefähr auf eine Milliarde im Jahr“, so Tomáš Petřík, stellvertretender Ostrauer Oberbürgermeister, zuständig für Finanzen.Da kann Bürgermeister Ladislav Lacina aus Koberovice nur trocken lachen. Für sein Dorf im Kreis Vysočina bräuchte er beispielsweise eine Million Kronen, umgerechnet 40.000 Euro, für eine dringende Reparatur:
„In mein Büro regnet es rein. Ich müsste die Isolation des ganzen Gebäudes ausbessern lassen. Dort sind die Post, ein Geschäft, ein öffentliches Ärztezentrum und die Büros des Gemeindeamtes.“