Kleiner Grenzverkehr: Junge Tschechin unterrichtet ihre Muttersprache an sorbischen Schulen in der Lausitz

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Eine Hand voll engagierter Lehrer schickt das tschechische Schulministerium jährlich in die Welt. Eine davon ist seit September vergangenen Jahres Jana Stillerova. Sie wird jedoch nicht bei tschechischen Minderheiten in Kanada oder Rumänien eingesetzt, sondern lehrt in Deutschland - an sorbischen Schulen in der Lausitz. Thomas Kirschner hat mit ihr gesprochen.

In Rumänien und der Ukraine, aber auch in Übersee gibt es Tschechische Minderheiten - Relikte des alten europäischen Völkergemisches und Überbleibsel von Auswanderungswellen. Seit einigen Jahren schickt das tschechische Schulministerium Tschechischlehrer in die betreffenden Regionen, um den Kontakt zwischen den Auslandstschechen und dem Mutterland zu verbessern. Einen neuen Aspekt des Programms verkörpert Jana Stillerova, die seit einem halben Jahr in Deutschland unterrichtet - an sorbischen Schulen in der Lausitz:

"Was ich jetzt mache, ist eigentlich ein ganz neuer Programmteil, denn hier gibt es keine Tschechen, sondern die Lausitzer Sorben. Die hatten aber immer sehr gute Beziehungen zu den Tschechen. Und deshalb hat Tschechien jetzt mich, eine Tschechischlehrerin, zu den Lausitzer Sorben geschickt, um hier die tschechische Sprache zu unterrichten - aber es gehört in den Rahmen dieses Programms."

Die junge Tschechischlehrerin, die zuvor bereits als Stipendiatin der Robert Bosch Stiftung an der Universität Erlangen Tschechisch unterricht hat, bringt ihre Muttersprache nun Schülern der zweiten bis zehnten Klasse bei, unterrichtet in Abendkursen aber auch Erwachsene. Das Verstehen fällt nicht schwer - Sorbisch und Tschechisch sind sehr ähnlich. Hilfreich findet das Jana Stillerova allerdings nicht immer.

"Es hat Vorteile und Nachteile: Vorteile vor allem beim Wortschatz, weil man passiv schon viel versteht. Aber ein Nachteil ist, dass man sich die Dinge im Kopf schon zurechtgelegt hat, und jetzt muss man sie noch einmal neu und anders verstehen."

Dennoch haben die sorbischen Schüler natürlich einen leichteren Zugang zur tschechischen Sprache, und auch die Motivation ist gegeben: Bis zur tschechischen Grenze sind es nur zwanzig Kilometer und die Sprachkenntnisse können an jedem Wochenende ausprobiert werden. Gibt es auch Nicht-Sorben in ihrem Unterricht?

"Ja - ich habe einen einzigen Deutschen! Aber der hat den Vorteil, dass er schon sehr gut Polnisch spricht, so dass das kein Problem für ihn ist."

Jana Stillerova gefällt es jedenfalls in der Lausitz. So gut, dass sie gerne noch ein weiteres Jahr in Deutschland bleiben würde.

"Ob das klappt oder nicht, das weiß ich nicht. Aber wenn es nicht klappt, dann kommt bestimmt im nächsten Jahr ein neuer Tscheche oder eine neue Tschechin."