Kleinseitner Brückenturm: Platz mit toller Aussicht und für Entspannung
Nicht alle Bestandteile der 650 Jahre alten Prager Karlsbrücke sind so alt wie die Brücke selbst. So sind die 31 Heiligenfiguren, die die Brücke heute schmücken, erst später, und zwar insbesondere im Barock errichtet worden. Doch es gibt auch eine Feste, die noch vor dem eigentlichen Brückenbau entstanden ist.
"Als erster der drei Brückentürme wurde der kleinere Turm auf der Kleinseite gebaut, denn er war ursprünglich der Turm, mit dem die ehemalige Judithbrücke abgeschlossen wurde. Diese Brücke wurde jedoch im Jahre 1342 vom Hochwasser zerstört. Der Turm blieb erhalten, während die Judithbrücke abgerissen wurde."
Der Altstädter Brückenturm wurde von Peter Parler entworfen und zwischen 1370 und 1400 gebaut. Der größere der beiden Kleinseitner Türme wurde erst im 15. Jahrhundert unter König Georg von Podiebrad als Pendant zum Altstädter Brückenturm errichtet. Doch auch er war von großer Bedeutung:
"Dieser Turm wurde erbaut als ein Bestandteil des so genannten Krönungswegs, auf dem die Könige vor ihrer Krönung vom Palast in der Altstadt bis hinauf auf die Prager Burg zogen. Er diente ebenso als Verteidigungsturm, bei dem man auch Zoll kassierte. In Friedenszeiten wurde er zudem als Lager und in Kriegszeiten als Munitionslager genutzt."Seit rund 100 Jahren aber haben vor allem die Touristen von dem Turm Besitz ergriffen. Neben mehreren kleineren Ausstellungen ist es vor allem die tolle Aussicht, die sie mehrere Stufen steigen lässt und von der auch Hrabak schwärmt:
"Die Aussicht von diesem Brückenturm ist wirklich einzigartig. Eine solche Aussicht finden wir kaum woanders in Prag."
Aber nicht alle Prag-Besucher nehmen den größeren der Kleinseitner Brückentürme als ein Gebäude wahr, das man unbedingt gesehen haben muss. Ein junger deutscher Tourist jedenfalls entgegnete uns kurz und trocken:
"Ich steige eigentlich überall in Städten, wo es Türme gibt, auf die Türme. Und da lag der jetzt gerade hier am Weg."Aber es gab noch einen ganz anderen Grund, weshalb er mit seinem Begleiter regelrecht auf den die Karlsbrücke überragenden Ausguck floh:
"Der Gang über die Karlsbrücke gehört einfach dazu bei einem Prag-Besuch. Aber von der Menge der Leute her ist es eigentlich schon fast anstrengend, sie zu überqueren. Daher ist es hier oben wirklich entspannend, auf die Karlsbrücke und die Prager Altstadt zu sehen."
In luftiger Höhe genossen beide dann erst recht den beschaulichen Blick über die Moldau bis hinein in die Prager Altstadt. Allerdings ohne zu wissen, dass die vor ihnen liegende massive Steinbrücke schon 650 Jahre auf dem Buckel hat. Dafür aber hatten sie über einen deutschen Radiosender erfahren, dass sich die Karlsbrücke schon bald einer umfangreichen Restaurierung unterziehen wird und dadurch für längere Zeit nur eingeschränkt begehbar sein wird. Ihre Entscheidung für den Prag-Besuch hat diese Information jedoch nicht beeinflussen können:
"Wenn ich gewusst hätte, dass die Brücke schon gesperrt wäre, hätte ich es mir vielleicht überlegt. Aber auch dann wäre ich nicht noch schnell hergekommen, denn sie wird es ja auch nach ihrer Restaurierung weiter geben."
Ende August sollen die Bauarbeiten an der Karlsbrücke beginnen und sie werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Kosten für die Restaurierung werden mit 220 Millionen Kronen (ca. acht Millionen Euro) beziffert.